Testen Sie, ob Ihr Kind süchtig nach Computerspielen ist, oder ob Sie sich keine Sorgen um eine Gaming- oder Mediensucht machen müssen.
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Computerspiel-Sucht bei Kindern und Jugendlichen
Zusammenfassung
- Rund 2-4 % der Kinder sind computerspielsüchtig. Bei männlichen Jugendlichen noch etwas mehr, wahrscheinlich bedingt durch die schwierige Zeit der Pubertät.
- Eine Sucht nach Playstation, PC oder Mobile Games hat Folgen auf psychischer und körperlicher Ebene. Schulabbrüche, sozialer Rückzug, Konflikte in der Familie sind häufig.
- Über 90 % der Computerspielsüchtigen leiden an einer zusätzlichen psychischen Störung. Am häufigsten: Ängste, Depressionen, ADHS und Persönlichkeitsstörungen.
- Hilfe finden Eltern bei meiner Online-Beratung zu Computerspiel-Sucht, bei Psychologen und Suchtberatungsstellen. Bei leichten Fällen einer Gaming-Sucht können Eltern Techniken zur Selbsthilfe ausprobieren.
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Seit 2018 ist Computerspiel-Sucht als “Gaming Disorder” ganz offiziell als psychische Krankheit anerkannt. Damit hat die WHO auf eine Entwicklung reagiert, die sich seit der Verbreitung des Smartphones deutlich beschleunigt hat.
Symptome
Die wichtigsten Kriterien, um normales Gaming von einer tatsächlichen Mediensucht bei Kindern zu unterscheiden sind:
- Das Kind hat Kontrolle über Dauer und Häufigkeit des Computerspielens verloren, und auch die Eltern haben keinen Einfluss darauf.
- Es vernachlässigt seine Pflichten in Schule und Alltag. Auch Freundschaften verliert es zunehmend. Alle anderen Hobbys abseits von Fortnite, FIFA und Smartphone sind uninteressant oder bereits aufgegeben.
- Es kann nicht dazu gebracht werden, weniger zu spielen – obwohl es unter den negativen Folgen (Schule, Konflikte, Gewicht etc.) leidet.
Ursachen
Manche Kinder und Jugendliche sind anfälliger für die Entwicklung einer Sucht. Bei Ihnen kommen gleich mehrere ungünstige Faktoren zusammen:
- Ihre Persönlichkeit: Introvertierte und Schüchterne habe weniger Hobbys und Freunde. Deshalb fehlen Ihnen Alternativen zum Computerspielen.
- Die Computerspiele selbst: Einige Spielegenres wie MMO (World of Warcraft), MOBAs (League of Legends, Dota 2) oder Battle Royal (Fortnite, Counterstrike) und Bezahlmodelle (Free2Play, Abo-Modelle) verwenden mehr psychologische Tricks. Diese können eine Sucht fördern.
- Familiäre Probleme, Schicksalsschläge, schlechte Vorbilder erhöhen das Risiko ebenfalls. Auch eine gesellschaftliche Norm, ständig online zu sein, trägt dazu bei.
Begleiterkrankungen
Eine Computerspiel-Sucht kommt selten alleine. Fast alle leiden unter einer weiteren psychischen Störung. Am häufigsten sind
- Persönlichkeitsstörungen (52 %),
- Angststörungen (50 %),
- Depressionen (40 %),
- Drogenabhängigkeit (38 %) und
- ADHS (23 %)
Sehr häufig reagiert das Kind aggressiv, wenn Eltern eine Gaming-Sucht ansprechen. Aggressives Verhalten, Wutanfälle und Gewalt würde man möglicherweise einer emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung zu ordnen.
Folgen
Eine Computerspiel-Sucht bei Kindern und Jugendlichen hat gravierende psychische und körperliche Folgen.
- Freundschaften und Hobbys werden aufgegeben. Das Leben verlagert sich von der Realität in das Computerspiel.
- Einbruch der Leistung in der Schule, oft auch Schulabbruch oder Verlust des Ausbildungsplatzes.
- Körperliche Schäden, besonders beim Gewicht: Mangelernährung, Über- oder Untergewicht. Ebenfalls: Haltungsschäden und Kurzsichtigkeit.
- Schlafstörungen, speziell durch das Spielen bis in die späte Nacht.
Was Eltern tun können
Für leichte Fälle kann es genügen, das Problem und die eigenen Befürchtungen mit diesen 6 Tipps geschickt anzusprechen. Wenn die Eltern noch Einfluss haben, sollten Sie versuchen
- die Spielzeit zu reduzieren
- alte Hobbys zu reaktivieren
- eine der 3 Techniken zur Selbsthilfe anzuwenden: Belohnungspläne, Tageszeitkuchen und die Kosten-Nutzen-Analyse.
Nicht zu empfehlen sind generelle Computerspiel-Verbote oder technische Maßnahmen, wie den Router zu verstecken oder Spiele-Accounts heimlich zu löschen.
Um mehr über Computerspiel-Sucht zu erfahren, empfehle ich meistens das hervorragende Buch “Onlinesucht: Ein Ratgeber für Eltern, Betroffene und ihr Umfeld” von Isabel Willemse.
Professionelle Hilfe
Mittlerweile gibt es spezialisierte Psychologen für Computerspiel-Süchtige. So biete ich eine Online-Beratung für Computerspiel-Sucht an.
Auch einige Kliniken und Einrichtungen haben sich auf computerspielsüchtige Kinder und Jugendliche eingestellt. Die meisten arbeiten mit Techniken aus Verhaltenstherapie und Familientherapie. Bei einer generellen Mediensucht kann ein stationärer Aufenthalt helfen, tatsächlichen einen kompletten, kalten Entzug durchzuhalten.
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Die 5+ besten Dokus
Computerspiel-Sucht: Mit Therapie zurück ins Leben | ARD W wie Wissen
Wie funktioniert ein kalter Entzug bei Computerspiel-Sucht? Bei Kindern und Jugendlichen wird eine komplette Abstinenz nur bei einem stationären Aufenthalt in einer Suchtklinik empfohlen. Die Dokumentation zeigt den Alltag in einer Suchtklinik und wie eine psychologische Therapie aussieht.
Streit ums Smartphone: Wie viel Smartphone schadet Kindern? | Quarks
Ausufernde Online-Zeiten können ein erster Hinweis auf eine Computerspiel-Sucht sein – auch wenn das Maß in den offziellen Kriterien keine Rolle spielt. Die Dokumentation zeigt, welche negativen Folgen exzessiver Medienkonsum hat und wie eine Beschränkung bei Kindern funktionieren kann.
Die 5+ besten Artikel
Der Standard: Immer mehr Kinder müssen wegen “Fortnite”-Sucht in Therapie berichtet von Free2Play und Belohnungsmechanismen, die eine Sucht fördern können.
Zeit Online: Die Sucht der Stubenhocker über Jugendliche, die neben dem Computerspielen kaum noch Zeit für das echte Leben finden.
Der Standard: Online-Spiele: Süchtig nach Belohnung über die Anerkennung als Gaming Disorder und stationäre Behandlungen in Tirol.
Spiegel Online: Internet-Spielesucht | Könnte mein Kind betroffen sein? beschreibt, wie sich normales Spielen und eine Computerspiel-Sucht unterscheiden lassen.
Die Presse: Computersucht macht Kinder krank von mangelnden Therapieplätzen und Medikamenten für Kinder.
Frankfurter Allgemeine Zeitung: Experten warnen vor Suchtgefahr für Kinder über Pay2Win, Lootboxen und süchtig machende Spielmechaniken.
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FAQ – Häufige Fragen
Ab wie vielen Stunden ist mein Kind computerspielsüchtig?
Für die Unterscheidung zwischen normalem Spielen und einer tatsächlichen Sucht ist nicht die tägliche Mediennutzungszeit ausschlaggebend. Wichtigere Kriterien sind, ob die Leistungen in der Schule einbrechen, ob die restliche Freizeitgestaltung sich verändert, ob familiäre Konflikte Überhand nehmen. Eine erste Einschätzung, ob Ihr Kind süchtig geworden ist, kann Ihnen der Online-Test geben.
Ist mein Kind süchtig nach Playstation, Smartphone und PC?
Mittlerweile gibt es offizielle Kriterien der WHO, ab wann häufiges Spielen als krankheitswertige Sucht gilt. Die Kriterien finden Sie hier, eine erste Einschätzung erhalten Sie mit dem Online-Test. Dabei ist weniger wichtig, wie viel Zeit Ihr Kind vor dem Bildschirm verbringt. Ausschlaggebend für eine Videospiel-Sucht ist, wie die Mediennutzung den restlichen Alltag, Schulleistungen und Sozialkontakte beeinflusst.
Wie kann ich testen, ob mein Kind computerspielsüchtig ist?
Online-Tests können einen ersten Hinweis liefern, ob die Kriterien einer Computerspiel-Sucht tatsächlich erfüllt sind. Für eine sichere psychologische Diagnose von Computerspiel-Sucht (“Gaming Disorder” nach WHO-Kriterien) sollte allerdings ein Psychologe ein klinisch-strukturiertes Interview führen oder einen wissenschaftlich evaluierten Fragebogen verwenden. Dazu wird er auch auf die häufigsten Begleiterkrankungen (Depression, Ängste, ADHS) testen.
Wie viel kostet die Diagnose einer Computerspiel-Sucht?
Beim niedergelassenen (Klinischen) Psychologen übernimmt teilweise die Krankenkasse die Kosten. Privatpatienten bezahlen in der Regel 3-4 Stundensätze, z. B. 3 x 120 €.
Sind psychologische Tests auf Computerspiel-Sucht zuverlässig?
Man muss zwischen gängigen psychologischen Online-Tests und den tatsächlich wissenschaftlich evaluierten Fragebogeninstrumenten entscheiden. Online-Tests geben einen guten Hinweis auf das Vorliegen von psychischen Störungen, für eine sichere Diagnose sind die Fragebogeninstrumente der Psychologen besser geeignet.
Generell sind Fragebögen in der Diagnostik zuverlässiger als ein Anamnesegespräch, in dem Computerspielsüchtige frei erzählen.
Welche psychologischen Testverfahren zu Computerspiel-Sucht gibt es?
Internationale Forscher verwenden am häufigsten den Internet Addiction Test (IAT) von Young (1998). Im deutschsprachigen Raum kommen meist die Skalen zum Computerspiel-/Online-Suchtverhalten von Wöfling et. al. (2010) zum Einsatz. Bei beiden gibt es auch Versionen für Kindern (OSVk-S).
Eine Übersicht von 51 wissenschaftlich evaluierten Testverfahren zu Computerspiel- und Online-Sucht finden Psychologen auf dieser Seite.