Rund 40 % der Computerspiel-Süchtigen leiden zusätzlich an einer Depression oder an Burnout. Wegen der hohen Suizidrate ist die Depression die bekannteste psychische Erkrankung.
Depression und Burnout geistern als Begriffe permanent durch die Medien. Die genauen Symptome kennen aber die wenigsten:
- Gedrückte Stimmung,
- Interessensverlust und Freudlosigkeit,
- verminderter Antrieb oder erhöhte Müdigkeit,
- Schwierigkeiten mit Konzentration und Aufmerksamkeit in der Schule oder Arbeit,
- Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Manchmal auch erhöhter Appetit.
Das sind die Kernsymptome einer Depression.
Burnout und Computerspiel-Sucht?
Burnout ist in den meisten Fällen eine spezielle Form der Depression: die Erschöpfungsdepression. Deshalb gilt das Nachfolgende auch für das Burnout-Syndrom.
Hohes Suizidrisiko
Je nachdem, wie viele Kriterien erfüllt sind, spricht man von einer leichten, mittleren oder schweren Depression. Mit der Schwere der Erkrankung nehmen Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken und Suizidversuche zu. Etwa 15 % der schwer Depressiven überleben ihre Erkrankung nicht, sie bringen sich aus Verzweiflung um.
Behandelt werden Depressionen mit Psychotherapie und Medikamenten. Vor allem in Kombination sind das beides sehr wirksame Methoden.
Depressionen oft versteckt
Nicht immer sind die depressiven Symptome offen sichtbar. Es gibt Fälle einer lavierten Depression, wo weniger psychische und viel mehr körperliche Symptome sichtbar sind.
Außerdem täuschen manche Depressive ihre Umwelt über ihren wirklichen Zustand – sie kleiden und verhalten sich unter größter Anstrengung im Alltag noch normal, um ihren schlechten Zustand zu verbergen. Es gibt viele Fälle, bei denen Außenstehende überrascht sind, wenn die Diagnose Depression oder gar ein Suizid bekannt wird.
Wie sehr man sich oberflächlich täuschen kann, zeigt auch der bordedpanda-Artikel “218 Photos That Prove Depression Symptoms Have No Face“, unter anderem mit Bildern des Linkin Park-Sängers Chester Bennington.
Warum sind Computerspiel-Süchtige häufig depressiv?
In vielen Studien wurde nachgewiesen, dass Computerspiel- und Internet-Süchtige sehr häufig von Depressionen betroffen sind. Auch Erhebungen auf psychiatrischen Stationen zeigen, dass viele Patienten Problem mit Computer, Smartphone und Internet haben.
Depression – Einsamkeit – Computerspielen
Einsame suchen häufig online jene Kontakte, die sie im echten Leben vermissen. Jungen und Männer finden Gleichgesinnte eher in Online-Computerspielen (Rollenspiele wie World of Warcraft, MOBAs wie League of Legends oder Dota, Online-Shooter wie Fortnite). Mädchen und Frauen finden sich eher in sozialen Netzen (Facebook und Instagram). Die Erfolgserlebnisse führen dazu, dass die Kontakte in der echten Welt vernachlässigt werden.
Ein Teufelskreis, der immer weiter in den sozialen Rückzug führt. Ein plastisches Beispiel ist die Schilderung der Forscher, wie ihr typischer Patient aussieht.
„…der junge Mann, der trotz guter schulischer Voraussetzungen auf dem Weg in ein erfülltes, unabhängiges Erwachsenenleben beruflich oder auch privat scheitert. Der sich narzisstisch gekränkt ins Internet zurückzieht, um dort in Online-Rollenspielen und First-Person-Shootern den Helden zu spielen, der er in der realen Welt nicht sein kann.“
aus “Internet- und Computersucht” von C. Möller
Rückzug -> Stress -> Depressionen
Einsamkeit und Rückzug sind ein Grund für die Depression. Soziale Kontakte – Freunde, Bekannte, Nachbarn – schützen normalerweise vor Stress. Sorge und Unterstützung wirken sich positiv auf die psychische Gesundheit aus.
Online-Freunde können das nicht ausgleichen. Deshalb steigt der Stress und der führt bei empfindlichen Menschen eher zu einer Depression.
5-fach höheres Risiko
In Studien zeigt sich, dass jede Stunde an Mediennutzung die Wahrscheinlichkeit einer Depression um das 5-fache erhöht. Das passiert schon ab einer täglichen Bildschirmzeit von 5 Stunden und mehr.
Fazit
Depression ist eine häufige und aufgrund des Suizidrisikos auch die gefährlichste Begleiterkrankung einer Computerspiel-Sucht. Deshalb sollten Anzeichen auf Depression genau geprüft werden.
Quellen
Young KS, Rogers RC. The relationship between depression and Internet addiction. Cyberpsychology Behavior 1998; 1: 25-8
Kraut, Patterson Lundmark kiesler, Mukopadhyay Scherlis: Internet paradox: a social technology that reduces social involvement and psychological well-being?
Morrison Gore: the relationship between excessive Internet use and depression
Lam, Peng Effect of pathological use of Internet on adolescent mental health
Ni Maddison Jiang, Jull, Parapvessis, Rodgers: Couch potatoes to jumping beans
Mythily Qiu Winslow Prevalence and correlates of excessive Internet use among youth in Singapore
Shapira, Godsmith, Kek, Psychiatric features of individuals with problematic internet use
Bernardi, Pallanti: Internet addiction: a descriptive clinical study focusing on comorbidities and dissociative symptoms