Suizidgefährdung und Suizid bei Computerspiel-Sucht

Computerspiel-Süchtige sind häufig depressiv. Dann ist auch die Gefahr eines Suizids gegeben. Über 15 % der unbehandelten Schwer-Depressiven nehmen sich das Leben. Die Stiftung Warentest nennt Anzeichen, wie sich ein Suizid ankündigt und was dann zu tun ist.

Trauer Tod Selbstmord

Computerspiel-Sucht alleine ist noch keine Gefahr für das Leben des Betroffenen. Bei 40 %, also einem großen Teil, kommt jedoch gleichzeitig oder im späteren Verlauf eine gefährliche Depression dazu.

Unbedingt ansprechen

Eltern, Angehörige, Freunde oder Arbeitskollegen sehen die Anzeichen oft schnell, wissen dann aber nicht, wie sie es ansprechen sollen.

Wenn sich das Familienmitglied, der Freund oder Kollege plötzlich deutlich in seinem Verhalten und Erscheinungsbild ändern, müssen Sie das ansprechen.

Es könnten Hinweise auf eine Verschlimmerung einer Krise oder eine psychische Erkrankung sein.

4 Anzeichen einer Depression

1. Sein Äußeres: Kleidung, Körperpflege und Gewicht

Der Betroffene wirkt neuerdings ungepflegt und vernachlässigt Körperpflege und –hygiene. Depressive können Motivation und Energie für alltägliche Sachen nicht mehr aufbringen. Viele verlieren plötzlich an Gewicht (bis zu 5 % innerhalb eines Monats) oder nehmen stark zu.

2. Sein Verhalten: Konzentration, Unzuverlässigkeit, Fehler, Substanzmissbrauch

Er kann sich kaum noch konzentrieren, trifft kaum noch Entscheidungen. Termine werden häufig versäumt, Fehler bei der Arbeit nehmen zu. Er trinkt mehr, raucht mehr und nimmt möglicherweise mehr Beruhigungsmittel.

3. Seine Stimmung: Schlecht und schankend

Der Betroffene schwankt leicht zwischen Wut und Trauer, verwickelt sich häufiger in Streit und neigt zu Aggressivität. Freude und Humor scheinen verschwunden.

4. Seine Gesundheit: Zunehmende Beschwerden

Er klagt über Beschwerden wie Magenprobleme, Kopfschmerzen, fehlt deshalb über mehrere Tage in Arbeit oder Schule. Manche stürzen sich hingegen auffällig in die Arbeit.

Wie ansprechen?

Am besten unter 4 Augen, möglichst ohne dabei Vorwürfe zu machen. Ein guter Anfang ist „Wie geht es Dir?“. Eine Depression ist eine ernst zu nehmende psychische Erkrankung. Ratschläge wie „Das wird schon wieder“ oder „Reiß Dich zusammen“ helfen nicht weiter. Eher fühlt sicher derjenige mit seinem Leiden nicht ernst genommen.

Wer hilft Ihnen weiter?

Um besser auf das Gespräch vorbereitet zu sein, kann man sich vorher über professionelle Hilfsangebote informieren.

Informationen zu psychischen Erkrankungen finden Sie z. B. auf psychenet.de.

Beratung für Angehörige gibt es telefonisch

Rund um die Uhr erreichen Sie die

Die Online-Beratung auf dr-armin-kaser.com ist bei Verdacht auf Suizidalität nicht das Richtige. In Notfällen und Krisensituationen wenden Sie sich an den sozialpsychiatrischen Dienst ihrer Region oder an die psychiatrische Ambulanz.

Bei Gewalt sind Polizei 110 oder Notarzt 112 zuständig. Droht jemand, sich selbst oder andere zu gefährden, können Polizei und Notarzt ihn auch gegen seinen Willen auf eine psychiatrische Akutstation bringen.

Erste Hilfe bei Suizidabsichten

Sie merken:

  • Der Betroffene droht mit Selbstverletzung,
  • überlegt sich Möglichkeiten, sich umzubringen,
  • befasst sich mit Sterben und Tod,
  • zieht sich zurück,
  • schläft kaum noch und/oder
  • sieht keinen Sinn mehr im Leben.

Was Sie tun sollten:

Falls Sie denken, jemand hat die Absicht sich zu töten, zögern Sie nicht! Fragen Sie nach. Bejaht der Mensch, lassen Sie ihn nicht allein. Suizide lassen sich verhindern. Bieten Sie Ihre Hilfe an, seien Sie verständnisvoll. Empfehlen Sie professionellen Beistand.

Lehnt jemand Profi-Hilfe ab oder hat einen konkreten Suizidplan, lassen Sie sich von einem Krisendienst oder einer psychiatrischen Einrichtung beraten. Versucht jemand, den Suizid durchzuführen, wählen Sie den Notruf.


Stiftung Warentest 06/2017

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Quellen

Freund und Seelenhelfer – Psychische Krisen – Stiftung Warentest – Test 06/2017