ADHS | Begleiterkrankungen von Computerspiel-Sucht

23 % der Computerspiel-Süchtigen leiden zusätzlich an ADHS. Impulsivität, mangelnde Selbstkontrolle und Handeln, ohne an Konsequenzen zu denken sind Kernsymptome von ADHS – der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Außerdem passen Computerspiele perfekt zu ihrem Bedürfnis nach schnellen, einfachen Belohnungen.

Diagramm: ADHS als Begleiterkrankung - Computerspiel-Süchtige vs. Gesunde
Computerspiel-Süchtige sind 3-mal häufiger von ADHS betroffen.

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist nachweislich ein Risikofaktor für klassische Süchte: Alkohol, Nikotin, Drogen. Deshalb haben Forscher in Südkorea untersucht, ob es auch zwischen Computerspiel-/Internet-Sucht und ADHS einen Zusammenhang gibt. Sie wurden fündig.

ADHS-Risiko bei Computerspiel-Süchtigen 4x höher

Eine Studie in Südkorea hat 752 Grundschüler untersucht. Vor allem Jungen waren von ADHS und Computerspiel-Sucht betroffen. Fast jeder vierte Computerspiel-Süchtige war gleichzeitig an ADHS erkrankt. Das heißt, dass 23 % der Computerspiel-Süchtige auch die typischen ADHS-Probleme mit der Wahrnehmung, im sozialen und im motorischen Bereich haben.

ADHS äußerte sich in der Studie an 2 Kernsymptomen:

  • Mangelnde Aufmerksamkeit und Ablenkbarkeit: Sowohl Eltern als auch Lehrer bestätigten, dass die Computerspiel-Süchtigen dem Unterricht nur schwer folgen konnten.
  • Schlechte Impulskontrolle: Auch hier schätzten Lehrer und Eltern die Computerspielsüchtigen als wesentlich schlechter ein.

ADHS-Symptome auch bei Computerspiel-Süchtigen häufig

Neben den Symptomen wurden auch Probleme untersucht, die häufig als Folge von ADHS auftreten. Computerspiel-Süchtige zeigten auch hier große Ähnlichkeiten:

  • Sozialer Rückzug
  • Ängste und Depressionen
  • Probleme mit Gleichaltrigen
  • Konzentrationsprobleme
  • Kriminelles Verhalten
  • Aggressives Verhalten
Diagramm: ADHS-Symptome bei Computerspiel-Sucht - Gesunde und Computerspiel-Süchtige im Vergleich
Computerspiel-Süchtige zeigen in Schule und Alltag mehr ADHS-Symptome als der Durchschnitt der Kinder. Einschätzung von Eltern und Lehrern.

ADHS kommt also sehr häufig zusammen mit Computerspiel- oder Internet-Sucht vor.

Erklärungsversuche

Die Ursache ist wahrscheinlich, dass ADHS-Kinder und –Erwachsene Schwierigkeiten mit der Steuerung des eigenen Verhaltens, der Impulskontrolle und der Selbstbeobachtung haben. So können sie den eigenen Medienkonsum nicht kontrollieren. Dann geraten sie immer tiefer in den Teufelskreis der Abhängigkeit.

Eine zweite Erklärung ist, dass ADHS-Patienten Aktivitäten mit schnellen, sicheren Belohnungen bevorzugen – anstelle etwa von aufwendigen Hobbys, die mehr Durchhaltevermögen verlangen.

Internet und Computerspiele erfüllen genau dieses Bedürfnis. Erfolg im Computerspiel ist einfach, leicht und schnell zu erreichen. World of Warcraft, Fortnite und League of Legends passen perfekt zu diesem ADHS-typischen kognitiven Stil.

Computerspiele als „unnatural rewards“

Computerspiele wiederum sind die am höchsten stimulierende und belohnende Beschäftigung im Internet. Sie sind designt um Spaß zu machen und Spannung zu erzeugen. Diese Belohnungssysteme sind „unnatural rewards“, von Natur nicht vorgesehen und Evolution nicht berücksichtigt.

Fazit

Kinder und Erwachsene mit ADHS spielen lieber am Computer, surfen im Internet und sehen fern, anstatt sich offline zu beschäftigen. Gestaltung und Belohnungsmechanismen der Spiele passen perfekt zu ihren ADHS-typischen Bedürfnissen nach Ablenkung und Aufregung.

Gleichzeitig ist der Alltag für ADHS-Patienten wenig attraktiv. Die schwachen sozialen Fähigkeiten führen zu häufigen Konflikten in Familie und Schule. Da sind Computerspiele und Internet äußerst verlockend. So erklärt sich ihre Anfälligkeit für eine Abhängigkeit von Computerspielen oder dem Internet.

Die besten Videos zu ADHS

Wie ist das ADHS zu haben?

Die 15-jährige Sophie erzählt im Vlog “Leeroy will’s wissen”, wie Ihr Alltag mit ADHS aussieht und wie sie mit Medikamenten zu ADHS zurechtkommt.

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Quelle

Yoo HJ, Cho SC, Ha J, Yune SK, Kim SJ, Hwang J (2004) Attention deficit hyperactivity symptoms and Internet addiction. Psychiat Clin Neuros 58:487–494