Warum macht das Internet süchtig?

Computerspiel-Sucht betrifft vor allem Jungen und Männer. Mädchen und Frauen werden dagegen eher von sozialen Medien wie Facebook, Snapchat und Instagram süchtig. Warum?

Internetsucht onlinesucht ursachen

Ähnlich wie Spiele-Entwickler gezielt Spiel-Mechaniken einbauen, die uns an den Bildschirm fesseln, versuchen auch Facebook, Snapchat und Instagram das mit einer Reihe von psychologischen Tricks.

Dazu kommt, dass das Internet durch seine Struktur ein höheres Suchtpotential als etwa Fernsehen oder andere Hobbys hat.

Das Suchtpotenzial des Internets ist besonders hoch:

  • Die ständige Verfügbarkeit, besonders seit der Einführung von Flatrates bei zugleich sehr geringer finanzieller Belastung, fördert lange Nutzungszeiten.
  • Die unendliche Masse an Informationen, Kontakt- und Spielmöglichkeiten begünstigt ein Sich-Verlieren und Versinken in der virtuellen Welt. Es gibt immer noch eine Welt zu entdecken, noch eine Aufgabe, noch letztes Spiel zu gewinnen.
  • Die hohe Stimulationsfrequenz, schnell hintereinander folgende angenehme Reize ohne Zwangspausen bewirkt ein verdichtetes Zeiterlegen – die Zeit verfliegt, es kommt zu FLOW-Erleben. Es gibt keine Erholungspausen wie beim Sport oder Kater am nächsten Tag wie bei Alkohol.
  • In sozialen Netzwerken und Online-Spielen kommt es zu sozialen Abhängigkeiten, die Gruppen können auf die einzelnen Mitglieder (auch ungewollt) Druck zum Weiterspielen ausüben, wenn die Quest nur gemeinsam zu schaffen ist.
  • Die Interaktivität als neue Medienqualität, vermittelt ein intensives Gefühl der Anwesenheit, Kontrolle und Einflussnahme viel intensiver als zum Beispiel das Fernsehen. Das Erleben ist spannender, aufregender, besser.

Besonders für Schüchterne und Menschen mit Schwierigkeiten im sozialen Bereich ist das Internet verlockend:

  • Die Anonymität des Nutzers erlaubt es, sich nicht zu erkennen geben zu müssen. Man kann ein geschöntes, idealisiertes Bild von sich präsentieren. Es ist eine verlockende Alternative zur realen Welt und zum alltäglichen Leben.
  • Durch die körperliche Distanz zwischen den Nutzern bleibt immer ein sicherer sozialer Abstand. So können Kontakte nicht nur schnell eingegangen werden, sondern bei Bedarf auch schnell wieder abgebrochen werden.
  • Bei WhatsApp und anderen Messenger-Diensten läuft die Kommunikation zeitlich versetzt. Im Gegensatz zum persönlichen Gespräch kann man mit der Antwort etwas warten, etwas überlegen. Dadurch entsteht maximale Kontrolle über die soziale Interaktion:
    • Ein Gefühl der Sicherheit,
    • weniger Ängste, weniger Hemmungen und
    • die Möglichkeit, neue Rollen und Verhaltensmuster auszuprobieren.
  • In Online-Spielen und Communities entstehen durchaus über längere Zeit bestehende Gemeinschaften, die sich über die gemeinsamen Aufgaben und Erfolge verbunden fühlen. Die schnellen und einfach zu erreichenden Erfolge, die soziale Anerkennung und Bindung führen zu einer Verstärkung des Verhaltens (auch in lerntheoretischer Hinsicht). Das verstärkt eine Computerspiel-Sucht weiter.
  • Die Gruppenmitglieder teilen sich ein gemeinsames Hobby oder zumindest die Interessen, die sie im Internet zusammengebracht. Diese neuen Freunde haben mehr Verständnis als die Mitmenschen im alltäglichen Leben.

Fazit

Wenn nun noch ungünstige Persönlichkeitsmerkmale und mangelnde Bewältigungsressoucen hinzukommen, kann es zu einer ausgeprägten Flucht aus der Realität mit all ihren Sorgen und Schwierigkeiten führen.

Dann werden die aktuellen realen Probleme ausgeblendet und aufgeschoben. Der Teufelskreis setzt sich fort und kann dann vom Betroffenen irgendwann nicht mehr selbst durchbrochen werden.