Online-Psychologen | Vorteile, Wirksamkeit und Kosten

von Dr. Armin Kaser | Psychologe

Ich selbst bin Psychologe und biete Online-Beratung zu Computerspiel-Sucht. Online-Psychologen kümmern sich aber noch um viel mehr als Computerspiel-Sucht. Es gibt Kollegen, die sich auf Depressionen oder Ängste spezialisiert haben, auf Beziehungen, Selbsterfahrung und alle möglichen interessanten psychologischen Themen.

Online-Psychotherapie und psychologische Beratung
Online-Psychologen erreichen Sie unkompliziert per PC, Tablet oder Smartphone.

Wie eine Online-Beratung abläuft, warum psychologische Beratung auch per Video-Chat funktioniert und für wen sie geeignet ist – das und noch mehr erfahren Sie auf dieser Seite.

Vorteile von Online-Psychologen

Jahr für Jahr interessieren sich mehr Menschen für psychologische Online-Beratung. Schließlich erreichen die bisherigen psychologischen und psychotherapeutischen Angebote nur rund 25 % der psychisch Erkrankten. Selbst diese warten dann im Schnitt 7 Wochen auf das Erstgespräch und 15 Wochen auf den Beginn einer Therapie.

Zeit, in der sich enormer Leidensdruck entwickelt, Symptome verschlimmern und sich die Folgen einer psychischen Krankheit dauerhaft im Alltag und Arbeitsleben des Patienten manifestieren.

Höhere Chance, den Spezialisten zu finden

Online-Therapieangebote sind ortsunabhängig und meist auch zeitlich flexibler. Außerdem können Patienten aus einer größeren Auswahl an Therapeuten wählen. Das spielt eine zunehmende Rolle, weil sich Wissen und Behandlungsmethoden in Psychologie und Psychotherapie immer größer und differenzierter werden.

Es ist illusorisch zu glauben, jeder Psychologe oder Psychotherapeut wäre gleichermaßen Experte für jede einzelne Störung. Die freie Wahl eines Therapeuten aus dem ganzen deutschsprachigen Raum macht es realistisch, tatsächlich einen Spezialisten für genau das eigene Problem zu finden.

Eine niedrigere Hemmschwelle

Gleichzeitig sinkt die Hemmschwelle für eine Kontaktaufnahme, wenn der Patient sich einen ersten Eindruck vom Therapeuten verschaffen kann. Psychologen, die sich online anbieten müssen deutlich mehr über sich, ihre Ausbildung, Schwerpunkte und Biografie preisgeben. Das schafft für den Patienten ein Stück weit Vergleichbarkeit und mag Enttäuschungen im Erstgespräch ersparen.

Videos, Biografie – Mehr Informationen für den Patienten schon im Vorfeld

Dazu passt auch, dass Online-Psychologen viel mehr in Öffentlichkeitsarbeit investieren, sei es in ihre eigenen Blogs, YouTube-Kanäle oder Podcasts – aber auch mit Gastartikeln in On- und Offline-Medien. Damit werden psychologische Themen gesellschaftsfähig gemacht. Der Abbau von Tabus führt auch dazu, dass sich Patienten eher und früher in Behandlung begeben – was wiederum die Prognose verbessert.

Weil es bequemer ist

Zudem gibt es eine Reihe von rein praktischen Vorteilen:

  • Auch der Patient ist ortsunabhängig. Eine stabile Internetverbindung und ein Smartphone reichen. Beratungen können im Urlaub, auf Dienstreise und bei Krankenhausaufenthalten problemlos weitergeführt werden.
  • Der Wegfall von Anfahrtswegen spart Zeit und Nerven, vor allem kann man so die psychische Versorgung von ländlichen Regionen erleichtern. Je geringer der Aufwand, desto seltener werden Therapien abgebrochen. Für Eltern ist es auch wesentlich leichter, einen ruhigen Raum zu finden, als für jede Therapiestunde eine Kinderbetreuung zu organisieren.
  • Die Wartezeiten für Online-Beratungen sind deutlich kürzer. Auch die Terminvereinbarung gelingt leichter und flexibler, wenn freie Termine auf der Website öffentlich einsehbar sind.
  • Studien zeigen, dass Online-Beratungen in einigen Fällen langfristig sogar effektiver sind als traditionelle Praxisstunden.
  • Schüchterne Menschen fällt es im Online-Setting manchmal leichter, schambesetzte Themen anzusprechen. Berichtet wird auch, dass ängstliche Patienten manchmal mit einer Online-Beratung klarkommen, zu einer klassischen Psychotherapie hingegen nicht zu bewegen wären.

Warum Patienten einen Online-Psychologen wählen

Eine Studie in Deutschland zeigte, dass rund 50 % der Menschen bei Bedarf psychologische Internetangebote nutzen würden. Neben der Suche nach Informationen („Dr. Google“) ist das auch sind das auch die Suche und Auswahl eines passenden Psychologen, Online-Beratungen und Online-Psychotherapie zur Prävention, Behandlung oder Nachsorge einer psychischen Erkrankung.

Konkret nennen sie 3 Gründe, warum sie die Online-Sprechstunde vorziehen:

  • Ein Drittel der Patienten möchte generell keine traditionelle Psychotherapie machen.
  • Für ein weiteres Drittel kommt eine traditionelle Psychotherapie aus praktischen (Wohnort, Versorgungsengpässe, Anfahrtszeit) oder psychischen Gründen (Angst, Scham) nicht infrage.
  • Das übrige Drittel war schon in einer traditionellen Psychotherapie und möchte etwas Neues ausprobieren.

Kosten

Die Preise für privat bezahlte Beratungen dürfen Online-Psychologen selbst festlegen. In der Regel kostet eine 50-minütige Einheit 90-140 €.

So funktioniert Online-Beratung

Sie haben einen passenden Psychologen gefunden?

  1. Dann können Sie entweder gleich über das Buchungsformular einen Termin eintragen. Oder Sie schicken vorab noch eine kurze Nachricht per E-Mail mit Ihrem Anliegen. Erwarten Sie dann bitte keine Beratung per E-Mail. Der Psychologe kann aber so schnell einschätzen, ob eine Online-Beratung für Ihr Anliegen sinnvoll ist, und Sie dann ebenfalls auf das Buchungsformular verweisen.
  2. Bezahlt wird die Online-Beratung fast immer in Voraus, wie Sie es auch aus Online-Shops kennen. Kreditkarte oder Paypal sind die Regel.
  3. Mit der Terminbestätigung bekommen Sie einen Link, unter dem der Psychologe kurz vor Beginn der psychologischen Beratung den Video-Chat freischalten wird. Aus Datenschutzgründen verwenden Online-Psychologen leider kein Ihnen vertrautes Tool wie WhatsApp oder Zoom, sondern spezielle Software. Für Sie ist das kein Problem, die Video-Chat-Software läuft auf Ihrem PC, Tablet oder Smartphone im Internetbrowser (ohne Installation). Einfach auf den Link klicken und eventuell noch die Kamerafreigabe bestätigen.
  4. Sollte das wider Erwarten nicht funktionieren, meldet sich der Psychologe meistens kurz per Telefon, um Ihnen weiterzuhelfen.

Ist Online-Beratung wirksam?

Psychologische und psychotherapeutische Behandlungen über Internet sind eines der am meisten erforschten Gebiete der letzten Jahre.

Die meisten Studien beschäftigen sich dabei mit Methoden aus der kognitiven Verhaltenstherapie. Die Übertragung vom Offline- in das Online-Setting ist dabei einfacher möglich, weil die bestehenden, evaluierten Therapiemanuale einfach in ein internetbasiertes Format umgesetzt werden können.

Effektive Hilfe bei psychischen Problemen

Eine Metastudie von 92 veröffentlichten Studien mit insgesamt 9000+ Patienten kommt zu dem Ergebnis, dass internetbasierte psychotherapeutische Interventionen vergleichbar gut wirken wie das übliche Setting in einer niedergelassenen Praxis.

Ein Vergleich zwischen Face-to-Face- und Online-Intervention zeigte keinen Unterschied im Hinblick auf Effektivität.

Barak et. al. (2006)

Dabei werden vor allem kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze untersucht. Das hat mehrere Gründe:

  1. Verhaltenstherapien sind im Schnitt deutlich kürzer als psychoanalytische Ansätze, was den Aufwand verringert.
  2. Die Zielsetzung in Verhaltenstherapien sind in der Regel konkreter (z. B. Verbesserung der Symptome einer Depression) und dadurch leichter zu operationalisieren.
  3. Therapiemanuale lassen sich recht leicht in ein internetbasiertes Format übersetzen.

Ebendiese Therapieform erwies sich in den Studien als am wirkungsvollsten.

Wirksamkeit bei einzelnen Störungsbildern

Viele Belege gibt es zur Effektivität bei Angststörungen (Calear & Christensen, 2010; Griffiths, Farrer & Christensen, 2010) darunter soziale Phobie und Panikstörung. Auch die Wirksamkeit von Depressionen wurde untersucht, ebenfalls mit hoher Wirksamkeit (Johansson & Andersson, 2012). Weitere Belege gibt es für posttraumatische Belastungsstörung (Paul, Hassija & Clapp, 2012), Essstörungen (Dolemeyer et. al, 2013), komplizierte Trauer (Wagner, 2013)

Therapeutische Beziehung funktioniert auch im Video-Chat

Andersson und Cuijpers (2009) konnten in einer Metastudie über 12 Online-Behadlungsmethoden zu Depressionen zeigen, dass die Qualität des therapeutischen Kontakts einen großen Einfluss auf einen positiven Behandlungseffekt hat. Eine Online-Therapie per Video-Chat zeigte dabei vergleichbare Effekte wie eine traditionelle Face2Face-Behandlung in einer niedergelassenen Praxis.

Wichtig ist dabei, dass der Kontakt zum Therapeuten so intensiv wie möglich stattfindet. Die beste Lösung ist klarerweise ein Video-Chat. Bei Formen der Online-Therapie, bei denen nur ab und zu, etwa nur zu Beginn der Behandlung vorkommt (und der Rest der Zeit mit Apps etc. gearbeitet wird) erwiesen sich als um vieles weniger wirksam.

Psychotherapie-Apps nur begrenzt wirksam

Wie wirksam Online-Interventionen sind, hängt von Art und Häufigkeit der Interaktion ab: Je öfter und intensiver tatsächlich der Online-Psychologe involviert ist, desto wirksamer. Gesundheits-Apps, Therpie-Apps oder Selbsthilfeprogramme ohne Therapeutenkontakt sollten also eher im präventiven Bereich, zur Psychoedukation oder zur Überbrückung von Wartezeiten auf einen Therapieplatz zum Einsatz kommen. Die Vorteile (Niedrigschwelligkeit, Anonymität) wiegen deutlich höhere Abbruchraten und niedrigere Wirksamkeit nicht auf (Christensen, Griffiths, Mackinnon & Brittliffe, 2006).

Gemeinsam ist solchen Anwendungen außerdem, dass sie selten inhaltlich auf die persönlichen Themen des Patienten zugeschnitten sind. Das ist besonders kritisch, wenn es Begleiterkrankungen gibt, die einer erfolgreichen Behandlung im Wege stehen und so nicht berücksichtigt werden. Psychologische Interventionen sind am wirksamsten, wenn auch Begleiterkrankungen (Komoribidtät) mit behandelt werden.

Wirkt eine Online-Therapie auch langfristig?

Ja, in einer Studie zu Interventionen bei depressiven Erkrankungen war die Online-Therapie nicht nur langfristig wirksam – sie war sogar der „normalen“ Psychotherapie in der Praxis überlegen.

Für wen ist Online-Beratung geeignet?

Befürchtet wird oft, dass nur bestimmte Gruppen von einer Online-Beratung profitieren würden. Etwa Jüngere, weil sie recht medienaffin sind oder Extrovertierte, weil sie dem Therapeuten gegenüber offener wären. Studien haben das widerlegt, weder Alter, Geschlecht, Bildungsstand noch Persönlichkeitsmerkmale wie Introversion (Schüchternheit) hatten einen Einfluss auf den Therapieerfolg. Also: Online-Beratung ist für generell für jeden geeignet.

Erfahrungsberichte

  • Eine 38-jährige Schwer-Depressive, die mit Online-Therapie wieder ins Leben zurückgefunden hat.: Man merkt, wie man wieder etwas schafft.
  • Aus der Sicht des Therapeuten: Der 30-jährige Sascha Belkadi, Psychotherapeut im Corona-Hotspot Heinsberg muss überraschend auf Online-Psychotherapie per Video-Chat umstellen.

Beispiele: Wie läuft eine Behandlung beim Online-Psychologen ab?

Online-Therapie per Video-Chat: Ein 24-jähriger Student leidet unter sozialen Ängsten. Für eine Psychotherapie Face2Face ist er nicht zu gewinnen. Auf der Website des Online-Psychologen verschafft er sich einen detaillierten Eindruck von dessen Person. Dessen Videos tragen dazu bei, dass der Patient Vertrauen gewinnt und eine erste anonyme Kontaktaufnahme per Nachricht schafft. Als Nächstes wird ein Telefonat vereinbart, aber bereits nach wenigen Minuten ist er mit einem Video-Chat einverstanden.

Blended Therapy mit einer Stimmungstagebuch-App: Eine 30-jährige Frau begibt sich wegen anhaltender depressiver Verstimmung in psychologische Behandlung. In der Verhaltenstherapie lernt sie, depressives Grübeln zu unterbrechen und strukturiert ihren Alltag mit positiven Aktivitäten. Mit einer App protokolliert sie, wie oft es ihr gelingt, diese Struktur im Alltag beizubehalten. Außerdem trägt sie regelmäßig ihre aktuelle Stimmung ein. In den Therapiesitzungen wertet sie die Einträge zusammen mit dem Psychologen aus. Es zeigt, sich, dass ihre Stimmung an Tagen mit guter Struktur besser ist. Außerdem ist erkennbar, dass sich ihre durchschnittliche Gefühlslage über Wochen recht unbemerkt in kleinen, aber stetigen Schritten gebessert hat.

Online-Therapie-Programm mit Schreibaufgaben: Ein 40-jähriger Patient mit einer posttraumatischen Belastungsstörung nimmt an einem psychologischen Modell-Therapieprogramm einer Universität teil. In einem ersten, knappen Einzelgespräch mit dem Online-Psychologen erhält er Informationen über Ursachen, Entstehung und Symptome der Trauma-Störung, anschließend noch ausführliches Informationsmaterial zum selber lesen. Danach bekommt er in einmal pro Woche schreib-therapeutische Aufgaben per E-Mail, um seine traumatischen Erfahrungen niederzuschreiben und so zu verarbeiten. Diese schickt er dem Online-Psychologen, der mit einer individuellen Antwort zu unterstützen versucht.

Apps, Chat – andere psychologische Angebote

Abgesehen von der Online-Beratung per Video-Chat ist es nicht leicht, sich in der Vielfalt der psychologischen oder therapeutischen Angebote zurechtzufinden. Cyber-Therapie, E-Therapie, Online-Beratung, Online-Therapie und Online-Psychotherapie, Mental Health, digitale Sprechstunde und Online-Couch – die Begriffe sind nicht geschützt und werden deshalb von den Anbietern nicht einheitlich verwendet.

Am Ende unterscheidet man besser danach, ob und wie häufig es tatsächlichen Kontakt zwischen Patient und Psychologie gibt.

Psychologische Behandlung per App

Eine recht kostengünstigste Form sind digitale Selbsthilfe-Programme (Gesundheits-Apps). Diese Apps laufen in der Regel auf dem Smartphone, vermitteln in systematischer Form Informationen und geben Anleitungen zur Selbsthilfe. Meistens ist gar kein Kontakt zu einem Psychologen vorgesehen (was die Kosten für den Anbieter minimal hält).

Eine zweite Möglichkeit sind digitale Anwendungen, die eher als Hilfsmittel in einer Therapie eingesetzt werden. Beim Video-Chat ist die dauerhafte Anwesenheit des Online-Psychologen nötig. Andere Formen können es erlauben, in der Zeit zwischen den Therapieeinheiten selbstständig Übungen zu machen (Entspannungs-, Achstamkeitsübungen oder Autogenes Training) oder Protokolle zu führen (vor allem Stimmungstagebücher). In den Therapiestunden kann auf die Aufzeichnungen zurückgegriffen werden („Blended Therapy„).

Therapie griffbereit in der Hosentasche

Ein Vorteil ist auch, dass solche Apps den Patienten ein Stück weit unabhängig machen und die Selbstwirksamkeit fördern. Die App ist auch in schwierigen Phasen jederzeit griffbereit und kann so Krisen kurzfristig lindern.

Wenn über Apps Erinnerungsnachrichten oder regelmäßig neue Übungen zugesendet werden, hilft das, an therapeutischen Hausaufgaben tatsächlich dranzubleiben. Kleine Gamification-Elemente schaffen es manchmal auch, Ehrgeiz zu entwickeln und etwas Spieltrieb zu nutzen – das hebt die Motivation.

Pychologische Weiterbetreuung nach Klinik- und Reha-Aufenthalten

Eine letzte Möglichkeit ist die Nachsorge bei stationären Aufenthalten. Oft verbringen Patienten ihre stationären oder Reha-Aufenthalte weit von ihrem Wohnort entfernt. Dann ist eine Online-Nachsorge die einzige Möglichkeit, nach der Abreise noch Kontakt mit dem behandelndem Psychologen-Team zu halten.

Online-Psychologen kostenlos per Chat

Die Online-Beratung per Chat ist nicht nur ineffektiv (schließlich muss dafür ein Psychologe ebenso vor der Tastatur sitzen wie in einer Beratung per Video-Chat). Zudem ist die Kommunikation extrem eingeschränkt und verläuft durch langsames Tippen quälend langsam.

Außerdem fehlen nonverbale Kommunikationsmittel: Tonfall, Sprechgeschwindigkeit, Mimik, Gestik. So kann schwerlich eine therapeutische Beziehung aufgebaut werden. Der einzige Vorteil ist die extrem niedrigschwellige und anonyme Zugänglichkeit – das kann ein Telefongespräch aber ebenfalls bieten.

Psychologische Online-Beratung per Chat mag modern klingen, ist aber hinsichtlich Aufwand und Kosteneffektivität nicht zeitgemäß und wird von Online-Psychologen in der Regel nicht angeboten. Auch soziale Einrichtungen bieten einen Online-Chat nur zu bestimmten Zeiten oder bei Voranmeldung – jedenfalls nicht rund um die Uhr.

ChatAnbieterZielgruppe
telefonseelsorge.atVerein Telefonseelsorge – Notruf 142 (Österreich)
studierendenberatung-online.atBundesministerium (Österreich)Nur StudentInnen
rataufdraht.atSOS Kinderdorf (Österreich) – Zum Info-VideoKinder, Jugendliche und Eltern
jugendnotmail.deVerbund für Kinder-, Jugend- und Soziale Hilfen (Deutschland)Nur Jugendliche <19 Jahre
arge-beratung.atARGE – Zusammenschluss kirlicher Familienberatungsstellen
Anbieter von kostenloser psychologischer Online-Beratung per Chat

Online-Psychologen kostenlos per E-Mail-Beratung

Für psychologische Beratungen per E-Mail gilt ebenfalls: ineffektiv und aufwändig. Im Unterschied zum Chat sind allerdings ausführliche Nachrichten die Regel und lange Wartezeiten einzuplanen.

E-Mails sind aber gut geeignet zu einer ersten Kontaktaufnahme, damit sich der Online-Psychologe ein erstes Bild machen kann, ob eine Beratung überhaupt sinnvoll ist oder ob er gleich an eine andere Stelle oder Einrichtung weiterverweisen kann. Eine darüber hinausgehende kostenlose Beratung per E-Mail bieten Psychologen generell nicht an, wohl aber einige Einrichtungen (Caritas, Telefonseelsorge etc.).

Rechtliche Situation

Die Wirksamkeit von psychologischer Online-Beratung und Online-Psychotherapie ist also schon seit Jahren eindrucksvoll belegt. Deshalb steht schon seit vielen Jahren die Forderung durch die Anwendungen von Technologien neue Behandlungswege zuzulassen – Telefon, Videochat, Smartphone und internetbasierte Therapieangebote. Die rechtliche Situation hinkt den wissenschaftlichen Belegen weit hinterher.

Online-Psychologen in Deutschland

Die rechtliche Lage in Deutschland ist kompliziert. In der Coronakrise haben Kassenärztliche Bundesvereinigung und GKV-Spitzenverband beschlossen, Richtlinien-Psychotherapie ebenso wie die psychotherapeutische Sprechstunde auch per Video-Chat zuzulassen. Außerdem sind der Anteil von Online-Behandlungen nicht mehr auf 20 % der Patienten beschränkt. Es ist noch nicht abzusehen, wie sich diese Kehrtwende langfristig auswirken wird.

Online-Psychologen in Österreich

Eine Psychotherapie über Internet und Video-Chat ist Österreich leider durch die Internetrichtlinie des Psychotherapiebeirats untersagt. Auch Begriffe wie „Cyber-Therapie“, „Online-Therapie“ oder „virtuelle Couch“ sollen demnach nicht verwendet werden. Während psychotherapeutische Behandlung untersagt wird, erlaubt die Richtlinie hingegen psychologische Online-Beratung.

Unterschied zwischen psychotherapeutischer Behandlung und Beratung

Laut Richtlinie ist die Schwelle zwischen Beratung und Behandlung überschritten, wenn die Indikation für eine psychotherapeutische Behandlung gegeben ist, vor allem wenn der Verdacht einer krankheitswertigen Störung auftritt und die Methoden und Ziele der Beratung eher einer psychotherapeutischen Behandlung entsprechen.

Technische Voraussetzungen zur psychologischen Online-Beratung

Online-Psychologen müssen einige wenige technische Vorschriften beachten. In erster Linie geht es darum um Datenschutz. Für Online-Beratung per Video-Chat muss eine DSGVO-konforme Software verwendet werden (Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und Datenverarbeitung in der EU), für Online-Psychotherapie (in Deutschland) muss die verwendete Software darüber hinaus zertifiziert sein. Mehr dazu im Artikel zu Video-Chat-Software für Psychologen.

Grenzen – Wann ein Online-Psychologe nicht empfehlenswert ist

Es gibt Situationen, bei denen Online-Beratung oder Online-Therapie nicht erste Wahl sind.

  • Bei akuten Krisen, Gefahr einer Selbstverletzung, Suizid oder Fremdgefährdung fehlen Möglichkeiten, einzugreifen. Außerdem kann der Psychologe kaum reagieren, wenn die Verbindung absichtlich beendet wird oder zusammenbricht. Alle Anbieter schließen deshalb Patienten mit schweren psychischen Störungen und akuten Krisen aus.
  • Es kann am Anfang bei älteren Patienten etwas Überzeugungsarbeit brauchen, sich auf einen Video-Chat einzulassen. Im Hintergrund steckt meistens die Befürchtung mit der Technik überfordert zu sein. Üblicherweise gewöhnen sich die Patienten allerdings recht schnell an das neue Medium – schließlich ist die Bedienung kinderleicht.
  • Im Video-Chat fehlt durch den kleinen Bildausschnitt ein Teil der nonverbalen Kommunikation. Typischerweise fühlen sich aber eher die Psychologen/Psychotherapeuten dadurch eingeschränkt, als dass Patienten dieses Gefühl hätten. Studien zeigen, dass auch Diagnosen per Video-Chat gleich verlässlich wären. Einen tatsächlichen Nachteil für therapeutische Beziehung bedeutet die Einschränkung nachweislich jedenfalls nicht.

Wie wird man Online-Psychologe?

Es ist jedem Klinischen Psychologen (und Psychotherapeuten) in Österreich erlaubt, Online-Beratungen anzubieten. Weil das Online-Setting in den klassischen Ausbildungswegen (Ausbildung Klinische Psychologie und Psychotherapie-Ausbildung) noch nicht explizit vorkommt, gibt es einzelne freiwillige Fortbildungen.

Ausbildungen zum Online-Psychologen

Deshalb sind es private Anbieter und Verbände, die diese Fortbildungslücke schließen. Die Sigmund-Freud-Privatuniversität (SFU) bietet einen „Universitätslehrgang Online-Beratung„, die Österreichische Akademie für Psychologie (AAP) einen Lehrgang Psychologische Online-Beratung und der Berufsverband Österreichischer Psychologen mit seiner Akademie immer wieder einzelne Seminare zu Themen der Online-Beratung.

Allerdings ist keine dieser Ausbildungen aus rechtlicher Sicht notwendig. Die Internet-Richtlinie des österreichischen Bundesministeriums legt fest, dass „notwendige IT-Kenntnisse“ und „Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit dem Internet in der psychotherapeutischen Arbeit“ genügen.

AnbieterDauerKosten
Sigmund-Freud-Privatuniversität (SFU)ca. 100 Arbeitsstunden990 €
Österreichische Akademie für Psychologie (AAP)25 Einheiten780 €
Österreichische Akademie für Psychologie (ÖAP)ab 4 Einheitenab 107 €
Zusatzausbildungen zur Online-Beratung für Psychologen

Zertifikate für Online-Psychologen

Psychologenverbände vergeben diverse Zertifikate für Online-Psychologen. Aus rechtlicher Sicht sind diese ebenfalls irrelevant, berechtigen aber z. T. zur Aufnahme in Listen von „empfehlenswerten Online-Psychologen“ derselben Anbieter. In manchen Fällen mag ein Zertifikat bei potenziellen Klienten aber durchaus Vertrauen erwecken.

ZertifikatAnbieterKosten
Gütezeichen „Beratung durch PsychologInnen“Deutsche Psychologen Akademie (Bundesverband Deutscher PsychologInnen)75 €
Gütesiegel „Psychologische Online-Beratung“Österreichische Akademie für Psychologie (Berufsverband ÖsterreichscherPsychologInnen)288 €
Anbieter von Zertifikaten zu psychologischer Online-Beratung

Der Weg zur eigenen Online-Praxis

Die größte Hürde auf dem Weg zur eigenen Online-Praxis ist allerdings nicht die formale Ausbildung – schwieriger ist, tatsächlich Patienten für die Online-Sprechstunde zu gewinnen. Deshalb haben sich viele Online-PsychologInnen im Internet in Facebook-Gruppen zusammengeschlossen, z. B. Psycholog*innen online. Manche erfahrene Online-PsychotherapeutInnen biete auch Videos und (kostenpflichtige) Workshops für den Einstieg in die Selbstständigkeit.

Meine eigenen Erfahrungen zu Selbstständigkeit, Online-Sprechstunde, Anbietern von psychologischer Online-Beratung, Steuern und Sozialversicherung habe ich übrigens in einem eigenen Artikel „Selbstständig machen als Psychologe“ niedergeschrieben.

Quellen

Andersson, G., & Cuijpers, P. (2009). Internet-based and other computerized psychological treatments for adult depression: a meta-analysis. Cognitive behaviour therapy38(4), 196–205. doi.

Calear, A. L., & Christensen, H. (2010). Review of internet-based prevention and treatment programs for anxiety and depression in children and adolescents. The Medical journal of Australia192(S11), S12–S14. doi.

Christensen, H., Griffiths, K. M., Mackinnon, A. J., & Brittliffe, K. (2006). Online randomized controlled trial of brief and full cognitive behaviour therapy for depression. Psychological medicine36(12), 1737–1746. doi.

Dölemeyer, R., Tietjen, A., Kersting, A., & Wagner, B. (2013). Internet-based interventions for eating disorders in adults: a systematic review. BMC psychiatry, 13, 207. doi.

Griffiths, K. M., Farrer, L., & Christensen, H. (2010). The efficacy of internet interventions for depression and anxiety disorders: a review of randomised controlled trials. The Medical journal of Australia192(S11), S4–S11. doi.

Johansson, R. & Andersson, G. (2012) Internet-based psychological treatments for depression, Expert Review of Neurotherapeutics, 12:7, 861-870. doi.

Johansson, R., & Andersson, G. (2012). Internet-based psychological treatments for depression. Expert review of neurotherapeutics12(7), 861–870. doi.

Kersting, A., & Wagner, B. (2012). Complicated grief after perinatal loss. Dialogues in clinical neuroscience14(2), 187–194. doi.

Paul, L. A., Hassija, C. M., & Clapp, J. D. (2012). Technological advances in the treatment of trauma: a review of promising practices. Behavior modification36(6), 897–923. doi.

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