Selbstständig machen als Psychologe: Steuern, SVS, Marketing

Sie haben die klinische Ausbildung zum Psychologen mit Praktika absolviert, die Theoriestunden abgesessen und die Abschlussprüfung gemeistert? Dann können Sie sich endlich selbstständig machen. Wie das mit Steuern, Sozialversicherung und Bundesministerium funktioniert lesen Sie hier.

Geld Investieren Kosten Münzen
Eine eigene Psychologie-Praxis gründen ist nicht schwer.

Eintragung in die Liste des Bundesministeriums

Das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz führt eine Liste aller praktizierenden Klinischen Psychologen in Österreich. Sie dürfen nur dann als klinischer Psychologe arbeiten, wenn Sie dort gelistet sind. Es gibt keinen guten Grund, die Eintragung auf später zu verschieben, das sollten Sie möglichst bald nach der Abschlussprüfung machen.

Den passenden Antrag finden Sie auf der Website des Sozialministeriums. Tolle Ausbildungsinstitute helfen Ihnen beim Ausfüllen, außerdem müssen sie das auch unterzeichnen. Im Antrag steht auch, welche Unterlagen (Rasterzeugnisse, Supervisionsbestätigungen, Strafregisterbescheinigung, ärztliches Zeugnis etc.) beizulegen sind.

Berufshaftpflichtversicherung abschließen

Jeder Klinische Psychologe muss eine Berufshaftpflichtversicherung abschließen. Das günstigste Angebot, das ich kenne, ist jenes des AAP in Zusammenarbeit mit der Generali für 68,50 €.

Alles zusammen per Post an das Bundesministerium schicken und warten bis die schriftliche Bestätigung kommt. Mit etwas Glück klappt das innerhalb von 4 Wochen.

Finanzamt

Ein formloses Schreiben bis spätestens einem Monat nach Aufnahme der Tätigkeit reicht dem Finanzamt. Für alle peniblen Kollegen gibt es eine Vorlage auf der Website des Finanzamts zur “Anzeige der unternehmerischen Tätigkeit”.

Danach schickt das Finanzamt einen Fragebogen – den wiederum ausgefüllt retournieren. Das Ganze funktioniert auch in Finanzonline unter “Anträge -> Erklärungswechsel”. Bei Unklarheiten hilft die Hotline – 050 233 790, stets kompetent und sehr geduldig.

Sozialversicherung (SVS)

Für Selbstständige ist in Österreich die SVS – Sozialversicherung für Selbstständige (früher SVA) zuständig.

Ihr muss die neue Selbstständigkeit nur gemeldet werden, wenn die Einkünfte (im Jahr) voraussichtlich über 5.527,92 € liegen. Wenn ja, dann ebenfalls innerhalb eines Monats Bescheid geben. Wenn Sie sich unsicher sind wegen der Grenze im Zweifelsfall eher melden, sonst sind Verspätungszuschläge möglich. Wenn Sie nicht schon anderweitig versichert sind (z. B. wegen eines Angestelltenverhältnisses) müssen Sie sich jedenfalls melden. Die Grenze ändert sich jedes Jahr, den aktuellen Wert und den Link für die Online-Meldung finden Sie hier.

Steuern für Psychologen

Als Psychologe sind Sie ein “Neuer Selbstständiger“. Wichtig sind für Sie Einkommenssteuer und Umsatzsteuer.

Einkommenssteuer

Die Einkommenssteuer besteuert Ihre psychologischen Dienstleistungen (Diagnostik, Beratung etc.). Sie ist in Österreich progressiv, d. h. je mehr Gewinn Sie machen (Gewinn = Einnahmen – Ausgaben), desto mehr Steuern fallen an.

Umsatzsteuer

Hier gleich die gute Nachricht: Die Kleinunternehmerregelung bedeutet, dass Sie erst ab einem jährlichen Umsatz ab 35.000 € umsatzsteuerpflichtig sind. Das betrifft wohl die allermeisten. Darüber hinaus wären bestimmte Leistungen von der Umsatzsteuer befreit, aber das führt erstmal zu weit.

Geld zurücklegen

Wie viel am Ende des Jahres an Einkommenssteuer und Kosten der Sozialversicherung auf Sie zukommen, hängt von vielen Variablen ab. Sicher sind Sie, wenn Sie 40-50 % der Einnahmen dafür zurücklegen.

In der Regel zählt übrigens nicht das Rechnungsdatum, sondern das Datum des Zahlungseingangs. Das macht es leichter, wenn man einmal auf einer Rechnung sitzen bleiben sollte.

Die Betriebsausgaben steuerlich absetzen

Generell können alle Ausgaben, die mit der selbstständigen Tätigkeit in Zusammenhang stehen und benötigt werden, steuerlich abgesetzt werden. Miete, Betriebskosten für die Praxis, Telefonkosten, Sozialversicherungsbeträge, Seminarkosten, Webspace, Anfahrten, Materialien wie psychologische Tests. Alle Rechnungen sieben Jahre aufbewahren.

Bevor das Betriebsausgaben-Hamstern beginnt: Es gibt seit 2020 die neue Pauschalierungsregelung mit der ohne weitere Nachweise 20 % der Einnahmen pauschal als Betriebsausgaben abgesetzt werden, solange der Umsatz unter 35.000 € geblieben ist. Die Sozialversicherungsbeträge können auch dann noch zusätzlich abgesetzt werden. Das ist die einfache und relaxte Variante.

Marketing

Wie bekomme ich Patienten und Klienten in meine Praxis? Was brauche ich und wie viel kostet das?

Ich weiß es ist eine coole und spannende Sache. Es macht viel Freude: sich ein Logo zu suchen, es zu verändern, ganz individuell zu gestalten, zu verwerfen, wieder neu anzufangen. Aber: Sie brauchen kein Logo. Sie brauchen nicht mal einen Slogan. Und auch kein Zitat.

Ein Logo brauchen Unternehmen, die kein Gesicht haben. Es gibt keinen Mr. Coca Cola. Es gibt keine Frau Nike. Deshalb haben diese Unternehmen ein Logo, das in Grundzügen die Wiedererkennung sicherstellt. Zweitens können Sie es auf ihre Produkte drucken. Psychologen haben keine Produkte zum draufdrucken. Nicht einmal Autowerbung ist erlaubt.

Bei der Wahl zwischen anonymen Unternehmensnamen und einer konkreten Person wählen Konsumenten ganz überwiegend die Person.

Wer das nicht glaubt schaue bitte in eine viel umkämpfteren Markt, wo man den Unterschied besser sieht: Den der Musiker. Als der Markt noch nicht so umkämpft war, hatten Bands als Interpreten noch eine gute Chance, die Beatles, Take That, die Kelly Family. Heute gibt es praktisch immer eine Person, die sich nach vorne stellt – selbst wenn da im Hintergrund eine ganze Band steht. Herbert Grönemeyer ist eigentlich eine feste Band. John Mayer ist eine feste Band. Michael Buble. Maite Kelly.

Wer seinem Unternehmen den eigenen Namen verleiht, schafft Vertrauen. Deshalb sollte Ihr Psychologie-Unternehmen Ihren Namen tragen. Also: Ihr Logo ist einfach Ihr Name.

Was Sie brauchen: Eine Spezialisierung

Anstelle eines Logos brauchen Sie einen Schwerpunkt in Ihrer Arbeit, den Sie auch nach außen kommunizieren. Es ist nicht unbedingt Ihre Stärke. Vielleicht auch gar nicht etwas, worin Sie am meisten Erfahrung haben.

Es ist eine Mischung aus dem, was Sie langfristig machen wollen, UND zu dem es auch etwas Nachfrage gibt.

Spezielle Internet-Dienste wie Google Ads Keyword Planner, Ahref, Sistirx oder SEMRush kann man dazu nutzen, um abzuschätzen, wie groß die Nische ist. Leider ist keins davon gratis und auch die Auswertung ist recht knifflig. Für alle, die keinen Zugang dazu haben, habe ich die Nischen herausgesucht.

Die Daten stammen aus einem professionellen Tool für Webanalyse und basieren auf den häufigsten Suchbegriffen in Zusammenhang mit Psychologie. In der Spalte zwei steht die relative Häufigkeit zum meistgesuchten Thema (Depression). Also je weiter oben, desto größer die Nische.

NischeGröße
Depression1
Angst – Panikattacken0,98
Beziehung, Partnerschaft, Ehe0,80
Burnout0,72
Psychosomatische Beschwerden0,51
Trauma, Posttraumatische Belastungsstörung0,45
Probleme von Kinder und Jugendlichen0,35
Krisenintervention0,33
Essstörungen0,30
Trauerarbeit0,27
Selbsterfahrung0,26
Drogensucht0,23
Stressbewältigung0,22
Zwang0,20
Borderline0,17
Probleme von älteren Menschen0,15
Erziehungs- und Elternberatung0,15
Schlafstörungen0,14
Sozialphobie0,13
Männerspezifische Themen0,12
Bipolar/Manisch-depressive Störung0,12
Sexueller Missbrauch0,11
ADHS 0,10
Alkoholprobleme0,08
Gewalterfahrungen0,08
Missbrauch0,07
Homosexualität0,06
Schmerzbegleitung0,06
Hochsensibilität0,04
Adipositas 0,04
Umgang mit Aggressionen0,03
Demenz0,03
Tinnitus0,03
Nikotinsucht0,03
Autismus0,03
Verhaltenssüchte (Onlinesucht, Kaufsucht, Spielsucht)0,02
Forensik0,02

Was Sie bedenken müssen: Ihre Nische muss an Ihrem Wohnort groß genug sein. Wer in Wien wohnt, kommt auch mit einer kleinen Nische ganz gut klar. Wer in Hintertux seine Praxis eröffnen will, muss ich ganz oben was suchen. Sie haben eine? Gut.

Jetzt: Ihre persönliche Note

Sich eine Nische, eine Spezialisierung suchen nennt man im Marketing sich “positionieren”. Sie suchen sich im Markt einen Platz. Was noch fehlt: Die persönliche Note. Wie können Sie einem Klienten/Patienten zeigen, dass Sie der/die Richtige für diese Spezialisierung sind? Vielleicht bieten Sie Methoden, die genau für diese Spezialisierung passen? (EMDR für Trauma, Autogenes Training für Stress, Exposition für Sozialphobie). Am besten etwas, das sich gut zeigen lässt, zu dem es Bilder oder sogar ein Video gibt.

Sammeln Sie Ideen.

  • Googlen Sie andere Psychologen in Ihrer Umgebung. Was scheint bei denen zu funktionieren?
  • Googlen Sie Psychologen in anderen Städten, im Ausland und vor allem in Amerika (“Clinical Psychologist New York”). Dort scheint man es eher gewohnt zu sein, in Spezialisierungen zu denken.

Ich habe gefunden:

Noch mehr potenzielle Klienten bekommen Sie, wenn Sie auch Online-Beratung anbieten. Dann wäre auch eine ganz kleine Nische groß genug – weil ja ganz Österreich mit Ihnen Video-Chatten könnte.

Website erstellen

Heute sollte jeder Selbstständige eine eigene Website im Internet haben. Eine Facebook-Seite, Instagram-Profil kann die eigene Seite nicht ersetzen, weil man niemals die ganze Kontrolle darüber hat. Außerdem sterben soziale Netzwerke mit der Zeit – erinnern Sie sich an Geocities, MySpace oder StudiVZ? Soziale Netzwerke haben ein Ablaufdatum, Ihre Website bleibt für immer.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Die Website selbst erstellen mit einem Baukastensystem

Diese Baukastensysteme sind mittlerweile richtig gut, das schafft praktisch jeder. Ggf. lassen Sie sich helfen. Die Erstellung ist dann gratis, Sie zahlen einen festen Betrag später monatlich für die Domain (d. h. ihre “Internetadresse” z.B. www.max-psycho.at).

2. Die Erstellung der Website auslagern

Werbeagenturen werden Ihnen Angebote um ca. 2000 € vorlegen. Ich rate davon eigentlich immer ab. Das Ergebnis wird in vielen Fällen (technisch) schlechter sein, als jenes mit dem Baukastensystem. Selbst mit 2000 € sind sie ein zu kleiner Fisch für die Agenturen. Außerdem fehlt Werbeagenturen oft immer noch die technische Kompetenz, ein Produkt zu erstellen, das ein (eben richtig gutes) Baukastensystem schlägt. Richtig gute, individuelle Websites mit Optimierungen sind viel teurer, ab ca. 10.000 €. Aber das brauchen Sie nicht.

Also: Wir machen die Website selbst. Es gibt 2 bekannte Anbieter: Jimdo und Wix.

<wird laufend ergänzt>

Honorare und Preise

Es gibt erstaunlicherweise recht viele Kollegen, die auf Ihrer Website keine Preise oder Honorare angeben. Ich habe aber noch nie ein fundiertes Argument dafür gehört. Können Sie sich vorstellen, dass ein Amazon ohne Preisangabe funktionieren würde? Eben. Im Internet erwarten die Nutzer eine Preisangabe, sonst findet man blitzschnell die nächste Seite.

Sie möchten je nach Patient/Klient einen unterschiedlichen Preis verlangen? Wer es sich leisten kann, muss mehr bezahlen? Das wird schwierig, schließlich müssen Sie das richtig einschätzen können und sie müssen mit den Mehreinnahmen auch noch kompensieren, dass Sie vorher schon einige potenzielle Patienten/Klienten verloren haben (die ohne Preisangabe gar nicht den Kontakt herstellen).

Also schreiben Sie Preise/Honorare hin. Wenn Sie einen Sozialtarif für Einkommensschwache anbieten, können Sie das erwähnen, den aber ohne Angabe.

Alternative: Online-Beratung bei instahelp & co?

Einfach anmelden und Patienten von einem Portal vermittelt bekommen – klingt gut, oder? Es ist aber schwer zu sagen, ob sich das finanziell lohnt. Kollegen betonen in Kommentaren und Erfahrungsberichten immer wieder zwei Dinge:

  1. Die eigene Vermarktung ist auch beim Eintrag in diesen Plattformen wichtig – auch wenn die Möglichkeiten beschränkt sind. Ein herausragendes Foto und möglichst umfangreiches, ebenfalls herausstechendes Profil erhöhen die Chancen auf Klienten. Auf manchen Plattformen kann man eine Vorreihung erreichen, indem man in Foren oder Blogs der Plattform Beiträge schreibt.
  2. Die Stundensätze, die am Ende ausbezahlt werden sollten fair verglichen werden. Akquise und Werbung kosten in der Selbstständigkeit Zeit und Geld. Als Richtwert: ungefähr die halbe Arbeitszeit verwenden Selbstständige (unbezahlt) für Kundengewinnung. Deshalb kann man die Auszahlungen im Kopf ruhig verdoppeln.

Instahelp Marktführer

Wie viele PatientInnen sich auf den Portalen bewegen ist schwer zu sagen. Ein Blick in die Daten von ahrefs.com (kostenpflichtig) zeigt, dass instahelp mit 33.700 am meisten Besucher über die Google-Suche erhält. Ein großer Teil davon sucht dabei aber wohl einen niedergelassenen Kollegen in der Umgebung.

Die instahelp-Geschäftsführerin Bernadette Frech gibt 2019 in der TV-Show 2 Minuten 2 Millionen diese Zahlen an: Umsatz 2018: 600.000 €, 45 beschäftigte PsychologInnen, häufigstes Preismodell: 49 €/40 min (für die Patienten, davon erhalten die PsychologInnen 65 %), durchschnittlich bleiben die PatientInnen 4-6 Wochen.

MindDoc gab im Jänner 2019 an, im letzten Jahr 400 Patienten online therapiert zu haben (bei 80 PsychotherapeutInnen, die für MindDoc tätig waren).

Wie viele Patienten vermitteln die Plattformen?

Die Erfahrungsberichte von Kollegen stammen leider aus geschlossenen Facebookgruppen Psycholog*innen online oder Psychologie Netzwerk Österreich. Sie müssen also diesen Gruppen beitreten, um den kompletten Text zu finden – die Facebook-Suche hilft Ihnen dabei.

PortalBesucher/MonatØ PatientenErfahrungsberichte
instahelp.me33.700 “Grundbasis an Klienten”
“zufrieden”, außer mit dem Honorar
“fühle mich … gut aufgehoben”
“professionelle Psychologische Beratung”
“regelmäßige Supervision und Intervision”
yourxpert10.100 ➞“nicht selten Anfragen”
MindDoc1.200 “ziemlich zufrieden”
Ø 4,5 Sterne auf kununu.com
Therapion1.000 ➞
mentavio.com510 “jeden zweiten Tag ein Gespräch”
6 Pat./Jahr
1-2 Pat./Jahr
1 Pat./Jahr
“keine Anfrage in 10 Monaten”
“lief es richtig gut”
5 Sterne (festangestellt)
“ehrlich gesagt nicht empfehlen”
My Online Therapie112
Eingestellt:
helpsy.de
mentality.at
Complicated.life
Liste der Online-Plattformen für Psychologen und Psychotherapeuten in Österreich und Deutschland. *Google-Traffic laut Ahrefs.com

Sie können mithelfen, die Liste besser zu machen in den Kommentarbereich unten posten. Am meisten hilft den KollegInnen die Angabe, wie viele neue Patienten (in welchem Zeitraum) Sie vermittelt bekommen haben. Vielen Dank!

Psychologen-Portale

Eine andere Idee ist, sich in Online-Listen einzutragen, in denen sich potenzielle Klienten einen für sie passenden Kollegen aussuchen und sich dann selbstständig bei ihm melden. Soweit die Theorie.

Es ist fraglich, ob das ein Modell mit Zukunft ist. Die beste “Liste” sind immer die Google-Suchergebnisse. Ziel wäre also eher bei Suchbegriffen in Verbindung mit dem Standort (“Psychologe Salzburg”) oder der Spezialisierung (“Psychologin Depressionen”) weit vorne zu erscheinen.

Ein Eintrag in die Listen anderer, privater Anbieter ist allenfalls für PsychologInnen interessant, die gar keine eigene oder eine schlecht auffindbare Website haben.

Manche KollegInnen hoffen aber gar nicht, dass sie über einen Listeneintrag zusätzliche Klienten bekommen, sondern denken, dass ihre eigene Website im Google-Ranking steigt, wenn eine andere, einschlägige Website auf sie verweist (ein “Backlink“). Von einem Link aus dem Profil des Psychologen-Portals ist das allerdings nicht zu erwarten. Manche Anbieter kennzeichnen und entwerten diese Verlinkungen übrigens mit technischen Mitteln auch explizit, sodass Suchmaschinen den Links nicht folgen (“nofollow”, “user generated content”). Einen Eintrag aus SEO-Gründen zu machen ist also verschwendete Zeit.

Es muss auch die Frage berechtigt sein, wie viele potenzielle KlientInnen sich auf den Portalen bewegen, schließlich können nur diese überhaupt unter den registrierten Psychologen verteilt werden. Die Zahlen in der Tabelle sind Schätzungen aus dem SEO-Tool ahrefs.com und geben einen guten Überblick – wenn man davon ausgeht, dass die Besucher tatsächlich auch potenzielle KlientInnen sind.

PortalBesucher/MonatBetreiber
psychomeda.de(privat)
therapie.deVerein Pro Psychotherapie e.V.
therapeutenfinder.comwebcreative it & media solutions
Instahelp PsychologenverzeichnisInsta Communications GmbH
psychologen.atbestNET.Portale
psychnet.atBerufsverband Österreichischer PsychologInnen
arztsuche24.atHerold.at
klinischepsychologie.ehealth.gv.atOffizielle Liste des Bundesministeriums (Österreich)
psychologenportal.deBerufsverband Deutscher PsychologInnen

Eine letzte Sache: typischerweise bekommen im Internet nur die allerersten Einträge in Listen, Suchergebnissen etc. überhaupt Klicks und Anfragen. Deshalb ist die Reihung extrem wichtig. Um nach vorne gereiht zu werden, muss man auf den meisten Plattformen eine monatliche oder jährliche Gebühr bezahlen. Manchmal gibt es die Möglichkeit, Foren- und Blogbeiträge zu verfassen, um das eigene Ranking zu verbessern. Gratis-Einträge werden in der Regel nach hinten gereiht.

Blogs & Videos

Manche KollegInnen teilen Ihre Erfahrungen kostenlos – Eine gute Hilfe, wenn man sich von Selbstständigkeit und Marketing überfordert fühlt.

Podcast-Praxisgründung von Sarah Al Hashimi – Interviewt in den Blog-Einträgen selbstständige PsychologInnen, aber auch etwa eine Steuerberaterin oder die Autorin eines weiter unten gelisteten Buches.

YouTube-Kanal: “Die erfolgreiche Online-Praxis”: Drei KollegInnen, die auch Seminare zur Praxisgründung halten, sprechen in mehreren YouTube-Folgen über die typischen Hindernisse der Selbstständigkeit als PsychologIn.

Buchtipps

Erfolgreich selbstständig | Gründung und Führung einer psychologischen Praxis

von Werner Gross

Buch: Erfolgreich selbstständig - Gründung und Führung einer psychologischen Praxis

Mein Fazit★★★★

Der Beginn einer Selbstständigkeit wirft viele Fragen auf: Wie kann ich das finanzieren, wie kalkuliere ich meine Preise? Kann ich von meinen Honoraren als Coach, Mediator oder Supervisor leben? Welche Gefahren sollte ich kennen?

Werner Gross, selbst niedergelassener Psychotherapeut und Experte für Existenzgründungsfragen, geht auf alle Fragen der frischen Selbstständigkeit ein.

Leider ist es für die rechtliche Lage in Deutschland geschrieben, dennoch lässt sich vieles auch für eine Gründung in Österreich anwenden. Google Books (mit Vorschau).

Ethisches Marketing in Psychologie und Psychotherapie

von Helga Kernstock-Redl, Florian Schultheiss & EvaStühlinger

Buch: Ethisches Marketing Psychologie und Psychotherapie

Mein Fazit★★★★

Mag. Helga Kernstock-Redl, selbst Klinische, Gesundheits- und Wirtschaftspsychologin und Psychotherapeutin, zeigt wie sich Marketing und hohe ethische Ansprüche vereinbaren lassen. Dabei geht sie ein auf die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und Österreich, Spezialisierungen, Empfehlungskultur und Preisgestaltung.

Leider inzwischen auch schon 8 Jahre alt. Zudem etwas trocken und manchmal zu ausführlich geschrieben – trotzdem ein guter Überblick, was Psychologen und Psychotherapeuten in der Selbstständigkeit erwartet, recht praxisnah und umfangreich. Google Books (mit Vorschau).

Gründung einer psychotherapeutischen Praxis

von Helene Drexler

Buch zur Praxisgründung Psychotherapie

Mein Fazit★★★★

Speziell für die österreichische Rechtslage – auch wenn es sich an PsychotherapeutInnen richtet – die Lage für Psychologen in grundsätzlich identisch. Aktuell, 2023 erschienen. Jene Kapitel, die sich mit Therapie, Räumlichkeiten und rechtlichen Grundlagen beschäftigen sind sehr gründlich recherchiert und gut aufgearbeitet.

Der Teil zu unternehmerischen Themen und zu Online Marketing/Website bleiben hingegen etwas oberflächlich – für die Website sollten Sie einen Baukasten verwenden, jedenfalls nicht einen Grafiker engagieren (falsche Berufsgruppe). Die Möglichkeit der Pauschalierung für Kleinunternehmer (bzgl. Betriebsausgaben) wird nicht erwähnt und das Risiko der freien Praxis wird falsch eingeschätzt – gegen Arbeitslosigkeit kann man sich freiwillig versichern und dem Selbstständigen werden nicht alle Klienten gleichzeitig davonlaufen – der Angestellte hat nur diesen einen Job.

Jedenfalls: Für die Praxisgründung in Österreich das beste Buch.

Quellen

Podcast Praxisgründung von Sarah Al Hashimi

Werberichtlinie des Bundesministeriums für Psychotherapeuten (2010)

FAQ – Häufige Fragen

Brauche ich Eigenkapital?

Nein, zumindest nicht für die Gründung. An zwingenden laufenden Kosten gibt es erstmal nur die Berufshaftpflichtversicherung (ab 68,50 €/Jahr).
Dazu kommen vielleicht aber noch Miete für Praxisräume/Praxisgemeinschaft, zweites Handy für die geschäftliche Telefonnummer.

Ist eine eigene Website sinnvoll?

Ja, es reicht aber absolut eine sehr einfach gestaltete, die Du z.B. bei Jimdo selbst erstellen kannst. Kostet ab 9 €/Monat + 20 €/Jahr für Deine eigene Domain.

Brauche ich eine Registrierkasse?

Nur, wenn der Umsatz 15.000 € und gleichzeitig die Barumsätze (bar, aber auch Zahlungen mit Kreditkarte oder Bankomat) 7.500 € jährlich übersteigen. PayPal oder Online-Überweisungen zählen nicht als Barzahlungen.

Brauche ich einen Steuerberater?

Nicht unbedingt – vor allem wenn Sie den einfachen Weg mit den pauschalen Betriebsausgaben wählen. Außerdem ist die Hotline des Finanzamts wirklich empfehlenswert. Eine zweite Möglichkeit ist, sich das einmal von einem Steuerberater zeigen zu lassen und in den nächsten Jahren die Erklärung in Finanzonline selbst zu machen.

Dr. Armin Kaser | Profilfot