Eine Abhängigkeit hat finanzielle Folgen: Erwachsene verlieren ihren Arbeitsplatz, Studenten versäumen BAföG-Anträge. Noch mehr kosten indirekte Folgen. Studium- und Schulabbruch verhindern ein späteres normales Erwerbsleben und schlechte Schulnoten verbauen den Aufstieg ins Gymnasium. Die Preise für Computerspiele und Konsolen sind dagegen noch gering.
Bei finanziellen Folgen einer Computerspiel-Sucht kommen zuerst die direkten Kosten in den Sinn. Computerspiele kosten in der Regel maximal 70 €, für Konsolen wie Playstation oder Xbox werden ca. 300 € fällig. Das ist relativ wenig, verglichen mit stoffgebundenen Süchten.
Der günstige Preis ist ein Hauptgrund, warum Computerspiel-Sucht so viele Menschen erreichen kann.
Direkte Kosten für Spiele, Free2Play und Pay2Win
Mit Abo-Modellen wie World of Warcraft werden die Kosten einer Computerspiel-Sucht noch kaum höher. Ein WoW-Abo kostet 11,99 € pro Monat, dazu regelmäßige Erweiterungen (Add-ons) um ca. 40€ alle 2 Jahre, macht in Summe ca. 165 € / Jahr für unbegrenzte Spielzeit.
Momentan sind Free2Play-Modelle am erfolgreichsten. League of Legends oder Dota 2 können komplett ohne Kosten gratis gespielt werden. In-Game-Käufe sind größtenteils kosmetischer Art. Sie werden zwar von Computerspiel-Süchtigen relativ häufig genutzt, stellen aber kein Muss da.
Diese virtuellen Gegenstände, wie Rüstungen oder Schwerter für den eigenen Avatar sind zudem recht billig. Nur wenn eine große Masse davon gekauft wird, hat das tatsächlich finanzielle Folgen.
Free2Play und Pay2Win werden in Zukunft eine größere Rolle spielen als heute. Es verändert das Design der Spiele, weil der Druck auf die Spielehersteller größer wird. Sie müssen Spieler noch länger an der Stange halten, um Geld zu verdienen. Deshalb gibt es schon eigene Fachbücher, die psychologische Tricks zeigen, um die Spieler länger zu halten.
Internet und PC oft schon von den Eltern bezahlt
Der Internet-Anschluss ist in heutigen Haushalten Standard. Zum Online-Spielen reicht eine minimale Bandbreite, das ist kein Problem.
Bleiben noch die Kosten für die Hardware. Online-Rollenspiele stellen nur bescheidene Anforderungen an Prozessor und Grafikkarte, im Selbstbau lässt sich ein passender PC mit Monitor schon um ca. 1000 € bauen. Weil der PC (in der Theorie) nicht nur für Spiele gebraucht werden kann, geben die Eltern oft noch Geld für den Kauf dazu oder bezahlen ihn gleich ganz.
Die wahren Kosten einer Sucht zeigen sich erst später
Finanzielle Konsequenzen einer Computerspiel-Sucht sind eher indirekter Art. Wenn die Süchtigen die Kontrolle über ihren Konsum verlieren, gerät auch ihr Alltag aus den Fugen.
Erwachsene kommen mit ihrem Arbeitsalltag nicht mehr zurecht – der Schlafmangel macht es schwierig Chef und Kunden zufriedenzustellen. Oft spielen sie während der Arbeitszeit am Arbeitsplatz-PC weiter – es ist nur eine Frage der Zeit, bis das auffliegt.
Arbeitslosigkeit durch Computerspiel-Sucht
Wenn Computerspiel-Süchtige gar nicht mehr zur Arbeit erscheinen, verlieren sie ihren Arbeitsplatz. Aus der folgenden Arbeitslosigkeit kommen sie alleine nicht mehr heraus. Ohne den festen Tagesablauf hindert sie nichts mehr daran, Tag und Nacht vor dem Computer zu verbringen. Die höchsten Spielzeiten in Online-Rollenspielen haben deshalb oft genau diese Arbeitslosen.
Für den weiteren beruflichen Weg ist das eine Katastrophe, weil viele Arbeitgeber Wert auf einen Werdegang ohne Unterbrechungen legen – ohne Lücken im Lebenslauf.
Ein Studienabbruch kann indirekt 1,3 Mio. € kosten
Ein Studium legt den Grundstein für einen gut bezahlten Job später – im Idealfall. Für Computerspiel-Süchtige lauern hier zwei Gefahren:
- Erstens leben sie oft das erste Mal eigenständig in einer anderen Stadt. So können Eltern und Angehörige erst spät erkennen, wenn er in eine Abhängigkeit abzugleiten droht.
- Zweitens können Klausuren und Prüfungen lange verschoben werden, ohne dass es Außenstehende merken würden. Es dauert manchmal Jahre, bis die Eltern sehen, dass das Studium des eigenen Kindes stillsteht. In dieser Zeit kann der Sohn längst eine Abhängigkeit entwickelt haben.
Wenn eine Computerspiel-Sucht das Studium ruiniert, verhindert sie auch den späteren beruflichen Aufstieg. Das sind die indirekten Kosten, die Preise für Computer und Spiele lächerlich klein erscheinen lassen.
Ein Ausbildungsberuf (Lehre, Geselle etc.) bringt in 40 Jahren Erwerbstätigkeit bis zur Rente insgesamt ca. 1,8 Mio. Euro, durch eine Laufbahn als Akademiker verdient man in seinem Leben durchschnittlich 2,6 Mio. Euro.
Ohne Ausbildung – ein häufiges Ergebnis jahrelanger Computerspiel-Sucht – sinkt das erwartete Lebenseinkommen auf nur 1,3 Mio. €.
Schlechte Noten verbauen Bildungschancen
Bei computerspiel-süchtigen Schülern denken die meisten noch nicht an finanzielle Folgen. Dabei wird in diesem Alter der Grundstein für den späteren Bildungsweg gelegt. Noten entscheiden, wie viel Unterstützung der Junge von Eltern und Lehrern bekommt. Mit schlechten Noten und Unaufmerksamkeit in der Schule trauen sie ihm nicht die Fähigkeiten für einen Gymnasiumbesuch zu.
Exzessives Computerspielen behindert das Lernen, verhindert sportliche Betätigung und lässt ihn in der altersgerechten Entwicklung zurückfallen. Computerspiel-Süchtige gehen am Ende gar nicht mehr in die Schule und fallen unweigerlich zurück.
Fazit
Computerspiel-Sucht verbaut ein Leben – in jedem Alter. Die direkten Kosten von exzessivem Computerspielen und einer Computerspiel-Sucht mögen gering sein: Spiele und Hardware sind günstig. Es sind die indirekten Kosten, die eine Abhängigkeit nach sich zieht.
Bildungschancen schwinden, Studien abgebrochen und Arbeitsplätze verloren. Die Betroffenen rutschen später in ein Milieu, das von Niedriglohn und prekären Beschäftigungen geprägt ist.
Je früher eine Computerspiel-Sucht erkannt wird, desto eher kann man gegensteuern. Und drohende Folgen vielleicht doch noch abwenden.