Soziale Ängste | Begleiterkrankungen von Computerspiel-Sucht

Sozial ängstliche Menschen sind nicht nur schüchtern. Sie fürchten sich vor menschlichen Kontakten und Konflikten so sehr, dass sie kein normales Leben mehr führen können. In Internet und Computerspielen fühlen sie sich sicher.

Diagramm: Teufelskreis: Soziale Ängste und Computerspiel-Sucht
Soziale Angst (auch: soziale Phobie) und Computerspiel-Sucht verstärken sich gegenseitig.

Bei genauerem Hinsehen passen Computerspiele und soziale Ängste (auch: soziale Phobie) zusammen wie Topf und Deckel. Rund 12 % der Computerspiel-Süchtigen sind von sozialen Ängsten betroffen.

Eine eigene Welt in Single-Player-Spielen

In Single-Player-Spielen fällt die soziale Herausforderung komplett weg. Es gibt niemanden, mit dem man real sprechen oder handeln müsste. Es gibt auch niemanden, der einen kritisieren oder bloßstellen könnte. Das ist für den sozialen Phobiker ein Genuss.

Trotz der Schwierigkeiten, die Schüchterne und Menschen mit sozialen Ängsten haben, steckt ihnen doch das Bedürfnis nach Anerkennung, Liebe und Kontakt. In Multiplayer-Spielen können sie sich das holen – und trotzdem auf sicherer Distanz bleiben.

Ein Held sein in Multiplayer-Spielen

In Spielen wie Fortnite, League of Legends spielen Millionen von Spielern weltweit mit- und gegeneinander. Es bilden sich Teams und Gilden. Für den sozial ängstlichen Spieler ist das eine zweite Chance nach seinen negativen Erfahrungen im Real-Life.

Eigentlich sind Online-Spiele und ihre Communitys für den rauen Umgangston inklusive Beleidigungen und Auseinandersetzungen berüchtigt. Trotzdem bleibt dann den Spielern immer die Möglichkeit, den Kontakt zu blockieren oder stumm zu schalten (muten).

Anonymität beruhigt

Außerdem spielt man in der Regel nicht unter dem echten Namen. Die Anonymität hilft, soziale Ängste klein zu halten.

Anstelle des wahren Ichs mit all seinen Macken und Unvollkommenheiten kann sich der Betroffene im Internet ganz anders darstellen. Als Ritter, Zauberer oder Soldat darf er eine Rolle spielen. Hinter dieser Maske fühlt er sich sicherer. Er kann ausprobieren, auch etwas Neues riskieren. Für ihn ist es eine Spielwelt mit Sicherheitsnetz.

Ein Stück Freiheit (von seinen sozialen Ängsten)

Weil ihn seine soziale Angst im realen Leben sehr einschränkt, findet er in Videospielen und im Internet eher Erfolgserlebnisse als im Real-Life. Das macht die virtuelle Welt nur noch verlockender.

Fazit

Soziale Ängste führen dazu, dass der Betroffene die Spielewelt der realen Welt vorzieht. Die Sucht verstärkt sich, Einsamkeit nimmt zu. Der Teufelskreis verstärkt sich, wenn die Computerspiel-Sucht auch Probleme in Schule, Ausbildung und Arbeit verursacht.

Dann wird das Spielen umso attraktiver. Die Sucht verstärkt das Vermeidungsverhalten. Hobbys und Freundschaften versanden, die Einsamkeit steigt.