Co-Abhängigkeit bei Computerspiel-Sucht

Eine Sucht beeinflusst auch das Verhalten des Umfelds: der Familie, von Freunden und Arbeitskollegen/Mitschülern. Sie müssen aufpassen, nicht in eine Co-Abhängigkeit zu geraten, und dadurch die Situation noch zu verschlimmern.

Unterstützung Hilfe Zuwendung Eltern

Was ist Co-Abhängigkeit?

Co-Abhängigkeit ist, wenn eine Bezugsperson durch ihr Tun oder Unterlassen die Sucht des Süchtigen weiter fördert und auch selbst darunter leidet.

Das passiert ohne Absicht und eigentlich in der Hoffnung, dem Süchtigen dabei etwas Gutes zu tun.

Somit zerstört die Sucht nicht nur das Leben des Süchtigen selbst, sondern möglicherweise auch jenes von Partner, Eltern und anderen Menschen. Um sich selbst besser zu schützen, muss das soziale Umfeld richtig reagieren.

Wie entwickelt sich eine Co-Abhängigkeit?

1. Schritt: Beschützen und Erklären

In dieser Zeit wollen die Mitmenschen das Suchtproblem noch nicht wahrhaben. Sie sehen die Zeichen, aber verniedlichen, entschuldigen, erklären und verharmlosen.

In der Schule lassen die Mitschüler abschreiben, Lehrer benoten linde. Die Mutter unterschreibt Entschuldigungen, um das Gesicht nach außen zu wahren. Am Arbeitsplatz machen Kollegen die Arbeit des Süchtigen mit. Sie berichten Fehlzeiten nicht.

Alle schützen den Süchtigen vor den Konsequenzen der Sucht.

Besser wäre: Der Süchtige muss die unmittelbaren Konsequenzen seiner Sucht erleben. Ohne Folgen entsteht kein Druck, sein Verhalten zu verändern. Im Gegenteil wird die günstigste Variante versäumt: frühzeitige Intervention.

2. Schritt: Kontrollversuch

Jetzt versuchen die Mitmenschen das Computerspielen zu begrenzen. Die zaghaften Versuche haben keinen Erfolg. Die Maßnahmen sind nicht konsequent genug. Weil sich das Umfeld auch nicht abspricht, findet der Süchtige immer einen Weg.

Die wirkungslosen Kontrollversuche erzeugen beim Süchtigen eher ein Gefühl der Überlegenheit.

Irgendwann, vielleicht auch erst nach Jahren geben die Anderen das Katz- und Maus-Spiel auf. Wütend und enttäuscht brechen sie den Kontakt ab.

Besser wäre: Sich mit dem Umfeld absprechen – Eltern sollen Kontakt zu Lehrern suchen. Partner zu Arbeitskollegen und Freunden. Absolute Konsequenz bei Verboten. Wenn Verbote nicht mehr durchzuhalten sind, professionelle Hilfe holen und eine stationäre Behandlung in einer Klinik oder Einrichtung andenken.

3. Schritt: Anklage

Der Süchtige und seine Mitmenschen leiden sehr unter der Situation. Deshalb klagen sie das süchtige Verhalten offen an. Sie ziehen daraus auch Konsequenzen, Hass und Schmerz sind in diesem Schritt die Regel. Schulverweise, Jobverlust, finanzielle Probleme, Trennungen sind häufige Folgen.

Auch der Süchtige klagt sich selbst an, macht sich Vorwürfe. Bei depressiven Patienten kann Suizid ein Thema werden.

Besser wäre: Sowohl der Süchtige als auch der Co-Abhängige sollten sich an diesem Punkt professionelle Hilfe holen.

Co-Abhängigkeit beginnt schleichend

Hinter der Co-Abhängigkeit steht die Sorge um Kind, Partner oder Arbeitskollegen. Die Nachsicht und vermeintliche Hilfe, die Geheimhaltung und unzähligen zweiten Chancen machen die Situation aber nur schlimmer.

Co-Abhängige versuchen alles, um dem Betroffen zu helfen.

  • Sie schreien
  • Sie brüllen
  • Sie weinen
  • Sie betteln
  • Sie bestechen
  • Sie schützen
  • Sie klagen
  • Sie überprüfen
  • Sie kontrollieren
  • Sie beschwichtigen
  • Sie zwingen
  • Sie drohen
  • Sie stellen Ultimaten
  • Sie lügen für ihn
  • Sie hoffen
  • Sie leiden
  • Sie versuchen zu gefallen
  • Sie schleppen zur Beratung
  • Sie beten
  • Sie überwachen
  • Sie warten
  • Sie machen sich Sorgen
  • Sie telefonieren hinterher
  • Sie suchen ihn
  • Sie üben Druck aus
  • Sie sind streng
  • Sie sind nachsichtig
  • Sie forschen nach
  • Sie durchsuchen Smartphone und Computer
  • Sie bestrafen
  • Sie belohnen
  • Sie klären Dingen ein für alle Mal – immer wieder

Co-Abhängigen fällt es mit der Zeit schwer, noch ein unabhängiges Selbst und Befinden zu bewahren. Ihre Stimmung, ihre Gefühlswelt und ihr Befinden hängt nur noch vom Süchtigen ab. Wenn es ihm schlecht geht, geht es auch dem Co-Abhängigen schlecht.

Fazit

Hilfe holen – eine Co-Abhängigkeit zerstört auch das eigene Leben. Deshalb sollte so früh wie möglich professionelle Hilfe geholt werden. Dann ist gleich 2 Menschen geholfen: dem Computerspiel-Süchtigen und dem Co-Abhängigen.

Buchempfehlung

Computerspielsüchtig? Rat und Hilfe für Eltern von Sabine Grüsser und Ralf Thalemann

Buch: Rat und Hilfe für Eltern bei Computerspielsucht, Internetsucht und Onlinesucht

Quellen

Drogen & Sucht: Ein Handbuch über alles was Sie wissen müssen von Helmut Kuntz

Co-Abhängigkeit: Was Sucht für die Familie bedeutet von Monika Rennert