Sie verlieren oft die Kontrolle über sich selbst, sind aggressiv, können sich in Konflikten nicht beherrschen – schlagen sogar zu? Das würden Psychologen eine explosive oder emotional instabile Persönlichkeit nennen – Im Volksmund: Aggressionsprobleme.
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Was ist die emotional-instabile Persönlichkeit?
Die emotional-instabile Persönlichkeitsstörung wird oft mit “Aggressionsproblemen” umschrieben. Sie zeigt sich in mangelnder Impulskontrolle, das heißt, der Betroffene handelt in kritischen Situationen unüberlegt und ohne die Konsequenzen seines Verhaltens zu beachten.
Auffällig wird das bei aggressivem Verhalten und gleichzeitig hoher Konfliktbereitschaft.
Häufigkeit
Die Probleme mit Aggression beginnen meist in der Endphase des Jugendalters und gipfelt etwa im Alter von 27 Jahren. Männer sind von der emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung häufiger betroffen als Frauen.
Ursachen
Persönlichkeitsstörungen haben ihre Ursachen immer in mehreren Bereichen. Angenommen werden einerseits genetische Faktoren, weil man in wissenschaftlichen Studien nachweisen konnte, dass sich auch bei getrennt aufwachsenden Zwillingen ähnliche Verhaltensmuster zeigen. Auf neurobiologischer Seite werden Störungen des opioid- und dopaminvermittelnden Belohnungssystems diskutiert. In der Biografie der Betroffenen finden sich zudem gehäuft traumatische Ereignisse in der Kindheit (körperliche Gewalt, sexueller Missbrauch).
Symptome
Laut ICD-10, einem Diagnosemanual für psychische Erkrankungen, müssen für die Diagnose einer emotional-instabilen Persönlichkeit 3 dieser 5 Kriterien erfüllt sein:
- Starke Tendenz, in Konfliktsituationen ohne Berücksichtigung der Konsequenzen zu handeln.
- Starke Neigung zu Streit und Konflikt mit dem sozialen Umfeld
- Wut- und Gewaltausbrüche, die der Betroffene selbst nicht mehr kontrollieren kann
- Schwierigkeiten mit Situationen, in denen keine unmittelbare Belohnung erfolgen kann
- Launische, emotional instabile Stimmung
Therapie
Eine Psychotherapie von emotional-instabilen Persönlichkeitsstörungen ist langwierig und verlangt von den Betroffenen viel Durchhaltevermögen. In wissenschaftlichen Studien waren tiefenpsychologische Verfahren (TFP), die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) und die mentalisierungs-basierte Therapie (MBT) erfolgreich. In schweren Fällen kann ein Aufenthalt in einer Klinik sinnvoll sein, mit anschließender Rehablitation.
In den therapeutischen Einzelsitzungen (oft 2x pro Woche) kommen Methoden zur Emotions- und Stressregulation zum Einsatz, alltägliche Situationen werden in Rollenspielen geübt. In Gruppensitzungen können Selbst- und Fremdwahrnehmung geübt werden. Ziel ist, dass die Aggressionsprobleme abnehmen, wenn die Patienten langsam lernen, mit ihren starken Impulsen anders umzugehen und ihre Gefühle bewusst zu regulieren.
Medikamente
Neben der psychotherapeutischen Intervention kann auch eine begleitende medikamentöse Therapie sinnvoll sein. Stimmungsstabilisierer wie Lithium können extremen Stimmungsschwankungen vorbeugen, für recht häufige Begleiterkrankungen kommen manchmal Antipsychotika (bei verzerrter Realitätswahrnehmung), Antidepressiva (bei depressiven Symptomen) oder Opioidrezeptorantagonisten (bei dissoziativen Symptomen) zum Einsatz.
Selbsthilfe
Übungen zur Stress- und Gefühlsregulation (etwa Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung) können in sehr leichten Fällen hilfreich sein. Eine Persönlichkeitsstörung gehört jedoch in die helfenden Hände einer Fachkraft: finden Sie einen Psychiater oder einen Psychotherapeuten, der eine der empfohlenen Therapieformen (TFP, DBT, MBT) anbietet.
In Krisensituationen helfen Ihnen die Telefonseelsorge oder die Rettung (144 in Österreich).