Vortrag: Süchtig, gehackt und entführt – Holen Sie sich Ihren Verstand zurück | TED-Talk

Dr. Pamela Peeke, “die Ärztin, die ihren Worten Taten folgen lässt“ spricht in Ihrem TED-Talk darüber, wie süchtiges Alltagsverhalten uns zu ungesundem Lebensstil verleitet. Und warum Epigenetik uns einen Ausweg zeigt.

Hooked, Hacked, Hijacked: Reclaim Your Brain from Addictive Living: Dr. Pam Peeke at TEDxWallStreet

Dr. Pamela Peeke ist Ärztin und Expertin für Ernährung, Stress und Fitness. Die Triathletin und Marathonläuferin ist unter anderem wissenschaftliche Beraterin für Elements Behavioral Health, dem bekanntesten Netzwerk für Essstörungen und Sucht.

In ihrer aktuellen Forschung beschäftigt Sie sich damit, wie süchtiges Verhalten subtil und tiefgreifend unsere Alltagsgewohnheiten verändert haben. Und dass wir unseren Genen nicht hilflos ausgeliefert sind – stattdessen bei Computersucht oder Internetsucht mit verändertem Verhalten und Epigenetik auch Kontrolle darüber zurückbekommen.

Deutsche Übersetzung

Ich bin der Doktor, und ich bin hier, um sie zu retten.

Nein, bin ich nicht. Ich bin hier, um die Leere des täglichen Lebens ein bisschen anders zu füllen, als Sie es schon lange machen. Nicht jeder, aber viele von Ihnen bekämpfen den Alltag mit dem, was wir falsche Fixes nennen. Wenn die Dinge schwierig werden, dann lösen wir das mit Ben & Jerry (Eiscreme). Und wer hat gesagt, dass das eine Portion für vier Leute ist? Ein Serienmarathon von Law & Order und es ist ok. Betäubt und bereit für einen nächsten Tag.

Klingt das vertraut? Was ich jetzt machen werde, ist, das Problem zu beschreiben, und eine Lösung vorzustellen. Auf der Basis einer neuen Wissenschaft, von der Sie wohl noch nie gehört haben. Ein neuer Twist, um den Alltag zu überleben.

Eine Flasche Wein oder Facebook, das eine enorme Anziehungskraft hat, besonders für Frauen. Diese Facebook-Gruppe: „Ich brauche ein Glas Wein oder ich verkaufe meine Kinder.“ Glauben Sie, wir haben hier ein Problem? Wir leben ein Leben in Abhängigkeit und wir merken es nicht einmal. Es ist süchtiges Verhalten, das uns durch den Tag bringt. Wenn Sie daran zweifeln, versuchen Sie, ein solches Verhalten aufzugeben. Beobachten Sie, wie Sie sich dabei fühlen.

Der Tagesablauf, bei dem Sie um 5 Uhr in der Früh zur Arbeit gehen und erst um Mitternacht zurückkommen. Ist daran etwas falsch? Oder was ist mit den Mahlzeiten passiert? Und was Essen Sie überhaupt? Schlafen Sie genug? Das sind „false fixes“, schlechte Bewältigungsstrategien. Sie funktionieren, sie lösen das Problem für eine kurze Zeit. Und dann kommen die Probleme wie ein Bumerang geradewegs zurück in Ihr Gesicht.

Während wir darüber sprechen, möchte ich Sie mitnehmen auf eine Reise. Geist, Mund, Muskeln. Ich möchte tiefergehen und diese „false fixes“ aufzeigen, die ihnen nicht bewusst sind.

Wir fangen mit dem Geist an. Dabei bleiben wir streng wissenschaftlich … Auf dem PET-Scan sehen wir ein normales Gehirn, in rot-orange sehen Sie das Belohnungszentrum. Es leuchtet auf, normalerweise, wenn Dopamin – der fantastische, lustbetonte, befriedigende Neurotransmitter – auf die Dopamin-Rezeptoren trifft. Wenn Sie sich nun die anderen Gehirne ansehen, sehen Sie, dass es wahr ist: Es kann alles sein, was wir tun. Essens-Abhängigkeit ist real. Wir haben Essensgewohnheiten die man als Sucht beschreiben kann. Natürlich ist das nicht Grünkohl. Das sind meistens die hyper-schmackhaften Dinge wie zuckersüße, fette und salzige Gerichte. Mit dem PET ist das Gehirn keine Blackbox mehr. Wir können in das Gehirn hineinschauen.

Was wir in den Scans erkennen können, ist tatsächlich ein Schaden im Gehirn. Ist es umkehrbar? Mit Sicherheit. Sie wissen selbst, was Sie zu tun haben. Es ist offensichtlich. Aber lassen Sie mich mehr dazu erzählen.

Wussten Sie, dass Zucker leichter abhängig macht als Kokain? Raffinierter Zucker. Kürzlich gab es dazu eine Studie mit Oreos, die recht bekannt geworden ist. Dabei nahm man Ratten und injizierte ihnen Morphin, dann spritzten sie ihnen Kokain und gaben ihnen dann einen Oreo-Keks. Sie erraten nie, was dann passiert ist. Uns interessierte dabei ein spezielles Gen und die Frage, ob der Oreo-Keks dieselben Veränderungen wie Morphin und Kokain verursachten. Raten Sie, was passiert ist. Dasselbe, sogar noch Schlechter. Die Ratten ließen das Kokain und das Morphin links liegen. Sie nahmen den Keks. Genau wie Sie und ich seit Jahren. Das ist eine Metapher, oder?

Wir haben sogar Videos davon: Sie reißen den Keks auseinander und aßen die Füllung. Auf dem PET-Scan sieht man, was dabei passiert. Im präfrontalen Kortex, genau hinter der Stirn. Raten Sie, was passiert, wenn Sie einen abhängigen Lifestyle voller abhängigen Verhaltens leben. Wir können sehen, dass die Fähigkeit des Gehirns, alle diese wundervollen Möglichkeiten des präfrontalen Kortexes nicht mehr machen kann: Organisieren, Strategien entwickeln, aufmerksam bleiben, Impulsivität unterdrücken, Ungeduld beherrschen. Das funktioniert nicht mehr. Es ist wie betrunken, gestört, geschädigt. Das war’s.

Was sonst noch? Stress. Es gibt einen Grund dafür, dass im Englischen „stressed“ umgekehrt gelesen „desserts“ ergibt. Stress behindert diesen ganzen Teil des Gehirns. Auch der Schlaf macht das. Leute sind ganz stolz darauf, wenn sie nur 4 Stunden Schlaf brauchen. Echt? Möchten Sie einen riesigen Bauch? Dann ist das ein guter Weg: viele Stresshormone, großer Bauch. Und dieser große Bauch ist gefüllt mit erhöhtem Risiko für Krankheit und Sterblichkeit.

Sie haben wahrscheinlich auch noch nie von einer Sitzkrankheit gehört – aber Sie können es googeln. Mayo Clinic sagt, wenn Sie zu lange sitzen, erhöhen Sie Ihr Risiko für Herzkrankheiten. Noch schlimmer, metabolisch gesehen „vergletschern“ Sie. Sie können Ihren Blutzucker nicht mehr bewegen. Als Arzt möchte ich, dass Sie jetzt aufstehen. Fühlt sich das nicht besser an? Ich rette damit Ihr Leben.

Auch in unsere Bäuche kann man hineinsehen, mit einem CAT-Scan. Wir sehen da etwas Weißes. Das ist Fett, und es ist viel zu viel. Ist das umkehrbar? Natürlich. Der Herr auf dem CAT-Scan hat offensichtlich zu viel davon und die false fixes haben ihn da hingebracht. Hier ist die Lösung: Epigenetik. Es ist zurzeit die heißeste neue Forschungsrichtung.

Lange Zeit hat man geglaubt, wir würden mit unserer DNA festsitzen. Womit Sie auch geboren sind, es wäre ihr Schicksal. So funktioniert es aber nicht mehr. Stattdessen haben wird diese brandneue Wissenschaft, die sagt: Jeder Gedanke, den Sie haben, jeder Bissen, den Sie essen, verändert die Funktionsweise ihrer Gene, verändert, wie sich Ihr Körper verhält und verändert Ihr Schicksal. Richtig: Sie schreiben damit selbst das Drehbuch Ihres eigenen Lebens.

Wie hat das mit der Epigenetik angefangen? Wir haben eine Maus genommen, die praktisch schon dem Tod geweiht war. Sie hatte das Agouti-Gen in sich. Dieses Agouti-Gen macht sie fett und schlapp. Mäuse mit diesem Gen sterben an jeder Krankheit sehr früh. Wir haben etwas Lustiges gemacht: ihm Blattgemüse zu essen gegeben. Mutter hatte recht. Das Blattgemüse hat einen Inhaltsstoff, einen Methyldonor. Wir nehmen ihn jedes Mal zu uns, wenn wir Gemüse essen.

Die Gemüse-Mäuse bekamen dann Junge. Und zu unserer Überraschung waren die Jungen kleine schlanke Kämpfer. Das war 2007, und deshalb haben Sie wahrscheinlich nichts davon gehört. Aber dasselbe machen Sie, jedes Mal wenn Sie sich körperlich bewegen, jedes Mal wenn sie meditieren: Sie verändern Ihre Genexpression, die Erscheinung, wie sich ein Gen auswirkt.

Das machen Sie das nächste Mal, wenn Sie in den Gemüseladen gehen sagen sie sich: sie suchen nicht nach Gemüse, das ist so retro. Sie suchen nach Methyldonoren: „Ich verändere meine Genexpression.“

Dr. Pam Peeke – Hooked, Hacked, Hijacked: Reclaim Your Brain from Addictive Living