ARD Video: Süchtig nach Computerspielen | Frontal 21 | offline

Das Investigativmagazin Frontal 21 berichtet in einem kurzen Beitrag über Computerspiel-Sucht. Anhand zweier junger Männer wird klar, wie eine Computerspiel-Sucht im Gegensatz zu normalem Spielen aussieht.

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Konradin, heute 17 Jahre alt, erfährt von 2 Freunden das erste mal von League of Legends. “Es ist ein cooles Spiel, probier es doch mal aus.“ Heute spielt er ungefähr 4 Stunden am Tag. Seine Eltern finden, dass er zu viel spielt.

„Deshalb meckern sie. Ich persönlich finde, dass wenn ich meine Hausaufgaben erledigt habe und nichts anderes mehr zu tun, habe dann kann ich auch spielen, als Freizeitbeschäftigung.“

Konradin, 17 Jahre

Werden Hobbys vernachlässigt?

4 Stunden am Tag sind ein großer Teil seiner Freizeit. Trotzdem hat er neben dem Computerspielen viele zeitintensive Hobbys, die er nicht vernachlässigt. Er geht weiterhin ins Fitnessstudio, nimmt Bass-Unterricht und auch das tägliche Abendessen mit der Familie hat für ihn Priorität.“

„Wenn ich weiß, dass es um acht Abendessen gibt, fange ich um sieben kein Spiel mehr an.“

Konradin, 17 Jahre

Das klingt gesund. Konradins Leben hat sich trotz der langen Spielzeit nicht verändert. Auch nach neueren Kriterien von Abhängigkeit von Computerspielen ist er clean. Am wichtigsten ist, dass das Computerspielen ihn nicht von seinen Freunden, seinen Hobbys und seinen Schulleistungen abbringt.

Echte Computerspiel-Sucht sieht anders aus

Anders hört sich das bei Tobias an. Heute ist er 28 Jahre alt. Er erinnert sich, dass seine Computerspiel-Sucht in einer schwierigen Phase seines Lebens begonnen hat. Beim Wechsel auf das Gymnasium verlor er Anschluss an seine Freunde. In seiner neuen Klasse auch neue Freunde zu finden ist ihm nicht gelungen.

Als ihm ein Freund dann World of Warcraft zeigt, fängt er an, sich zurückzuziehen.

„Ich habe mich damals wie in einer anderen Welt gefühlt, es hat mir auch sehr gutgetan, positive Erfahrungen zu machen. Das waren wunderschöne Erlebnisse, ich habe Herausforderungen gemeistert. Im Spiel habe ich das gefunden, was ich gesucht habe.“

Tobias, 28 Jahre, war internetsüchtig, seit 2013 spielfrei

Durch die positiven Erfahrungen im Computerspiel geraten die Probleme im Real-Life in den Hintergrund. Für ihn ist nur mehr das Online-Rollenspiel wichtig, alles andere ist ihm egal.

Der Übergang vom Vielspieler zum Süchtigen passiert schleichend

Die Spielzeit steigert sich allmählich, unmerklich. Er spielt viel in der Nacht, steht immer später auf. Er zeigt Anzeichen einer Depression, vernachlässigt seinen Körper, hat kaum noch Kontakt nach draußen. Glücklicherweise wird ihm irgendwann klar, dass es so nicht weitergehen kann. Er holt sich professionelle Hilfe in einer Tagesklinik.

Ihm hilft, dass Computerspiel-Sucht sehr gut heilbar ist. Depressionen oder soziale Phobien, die sich oft im Hintergrund einer Computerspiel-Sucht finden, sind gut mit Psychotherapie, Psychopharmaka, Familientherapie und pädagogischen Maßnahmen zu behandeln.

Trotzdem ist es ein langer Weg, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Auch nach dem Entzug müssen die Patienten den Umgang mit dem Computer managen. Außerdem gehen durch eine Sucht oft Jahre der persönlichen Entwicklung verloren, Jobaussichten können sich durch Brüche in der Schule oder Ausbildung verschlechtern. Vor diesen Folgen warnt Tobias heute, wenn er Vorträge an Schulen über Computerspiel-Sucht hält.