In der Sendung nano kommen zwei Männer zu Wort, die ihren Umgang mit Computerspielen beschreiben. Für den 17-jährigen K. ist Computerspielen ein Hobby, das ihm nicht von seinem Alltagsleben abhält. Der 28-jährige T. hat seine Computerspiel-Sucht überwunden und hält jetzt Vorträge an Schulen, um vor den Risiken exzessiven Computerspielens zu warnen.
Leider offline
Mit Computerspielen und in sozialen Netzwerken Zeit zu verbringen sei völlig ok, sagt der Experte. Eltern müssten aber auch klare Regeln vorgeben und Kinder nicht ohne Limit ins Internet lassen. Chris hatte in seiner Spielsucht jedes gesunde Maß verloren. Jetzt kämpft er sich zurück und hat wieder reale Ziele.
Mehr als ein Hobby
Konradin ist 17. Zum Computerspielen ist er durch seine Freunde gekommen.
“Sie haben gesagt: Das ist ein cooles Spiel, probier es doch mal aus.“
Konradin, 17 Jahre, spielt 4 Stunden pro Tag League of Legends
Es gefällt ihm, er spielt regelmäßig. Dabei ist er nicht alleine, Computerspielen ist in seinem Freundeskreis verbreitet. Sie veranstalten auch längere Sessions.
“Das längste war mit ein paar Freunden an einem Wochenende 17 Stunden gespielt und danach ging es mir sehr schlecht. Dann konnte ich am nächsten Tag nichts mehr machen, war komplett fertig und lag nur im Bett rum.
Konradin, 17 Jahre
Seine Eltern sehen es mit Sorge, dass er relativ viel Zeit vor dem Computer verbringt. Sie versuchen einzugreifen, meckern, wie Konradin findet. Trotzdem scheint Konradin seine Computerzeiten unter Kontrolle zu haben. Er vernachlässigt seine Hobbys nicht, geht weiter Bass spielen und ins Fitnessstudio.
Eltern sind wichtig
Konradins Eltern haben ein Auge auf seine Spielzeiten. Wenn er viel spielt, versuchen sie, ihn davon abzuhalten. Auch seine zahlreichen Hobbys und sozialen Kontakte helfen dabei, die Spielzeit in Grenzen zu halten.
“Ich persönlich finde, dass wenn ich meine Hausaufgaben erledigt habe, und nichts anderes mehr zu tun habe dann kann ich auch spielen, als Freizeitbeschäftigung. Es sind bei mir vor allem Termine, die mich davon abhalten zu viel zu spielen, z.B. ins Fitnessstudio gehen, Bass-Unterricht oder das Abendessen.”
Konradin, 17 Jahre
Positiv ist auch, dass Zeit mit der Familie und Alltagsstruktur für ihn Priorität haben.
“Wenn ich weiß, dass es um acht Abendessen gibt fange ich um sieben kein Spiel mehr an. Ich glaube das sind Dinge, die einen davon abhalten da reinzurutschen.”
Konradin, 17 Jahre
Computerspiele als Ersatz für Freundschaften
Beim 28-Jährigen Tobias sah der Alltag lange Zeit anders aus. Er verlor im Gymnasium den Anschluss an seine Freunde. Sein Versuch, in der Klassengemeinschaft dafür Ersatz zu finden schlug fehl. Weil er sich in der Klasse ausgegrenzt fühlte, suchte er sich Bestätigung in den Computerspielen.
Ein Freund hat mir dann World of Warcraft gezeigt, habe dann damit angefangen und mich immer mehr in das Spiel zurückgezogen. Ich habe mich damals wie in einer anderen Welt gefühlt, das hat mir auch sehr gut getan, positive Erfahrungen zu machen.
Tobias, 28 Jahre, war internetsüchtig, seit 2013 spielfrei
Von den Erfolgserlebnissen kann er nicht genug bekommen. Das echte Leben rückt in den Hintergrund.
„Das waren wunderschöne Erlebnisse, ich habe Herausforderungen gemeistert. Im Spiel habe ich das gefunden, was ich gesucht habe. Die Umwelt habe ich nicht mehr wirklich wahrgenommen. Für mich gab es nur mehr das Spiel, alles andere war egal.“
Tobias, 28 Jahre, war internetsüchtig, seit 2013 spielfrei
Aufklärung für die Jugend
Tobias hält heute Vorträge an Schulen und klärt Jugendliche über Computerspiel-Sucht auf. Dabei versucht er zu erklären, wie sich die Sucht schleichend entwickeln kann.
„Von alleine bekommt man es nicht mit. Ich habe als 13-Jähriger nicht 13 Stunden am Tag gezockt. Damals waren es 2-3 Stunden, dann 3-4 Stunden und schließlich 13 Stunden am Tag. Das hat sich über die Jahre hinweg entwickelt. Das schleicht sich ein, selbst fällt das nicht auf. Wie ein Automatismus.“
Tobias, 28 Jahre, war internetsüchtig, seit 2013 spielfrei
Im Gegensatz dazu hält Konradin seine Spielzeiten unter Kontrolle. Auch wenn er zugibt, manchmal die Zeit zu vergessen.
„Ich bin schon Sperren umgangen aber es ist nie ausgeartet. Da haben die Eltern eine große Rolle gespielt. Wenn sie merken, dass ich wirklich viel spiele dann kommen sie auch in mein Zimmer und sagen: Hör jetzt auf, es reicht jetzt auch.
Das mache ich auch. Es ist gut manchmal so einen Weckruf zu haben damit man merkt, dass man wirklich schon lange dransitzt. Denn beim Spielen verliert man oft auch das Zeitgefühl.“
Konradin, 17 Jahre
Die wichtigsten Alarmzeichen
- Das Spielen hat einen herausragenden Stellenwert im Leben des Betroffenen
- Er leidet unter Kontrollverlust, das Spielen dominiert alles
- Es kommt zu einem Rückzug aus anderen Lebensbereichen, typisch ist das Abbrechen von Kontakten und Hobbys werden fallengelassen