Diagnostik: Erstgespräch und Anamnese bei Computerspiel-Sucht

Computerspiel-Sucht ist in der Allgemein-Bevölkerung und vor allem unter psychisch Kranken sehr häufig. Deshalb sollte sie generell bei jedem Behandlungsbeginn in psychiatrischen Kliniken, Suchtberatungsstellen und bei niedergelassenen Psychologen und Psychotherapeuten abgeklärt werden.

Beratung Psycholge Hilfe

Komorbidität von Computerspiel-Sucht mit ADHS (23 %), Depressionen (40%), und Persönlichkeits- (52%) und Angststörungen (50%) werden in der Anamnese oft übersehen. Exzessives Spielen kann den Therapieerfolg jedoch gefährden und steigert die Gefahr von Rückfällen.

Deshalb ist es sinnvoll, das Computerspiel- und Medienverhalten abzufragen.

Empfohlene Fragen in der Computerspiel- und Internet-Sucht-Anamnese

1. Nutzungsdauer: Wie häufig und lange spielen

  Dauer pro Tag
Der Betroffene? _____ Stunden
Partner oder Eltern? _____ Stunden
(Bei Kindern) die Geschwister? _____ Stunden

2. Wissen Eltern oder Partner genau über Spiel- und Mediennutzungszeiten Bescheid?

3. Sind Eltern/Partner selbst involviert:

Spielen Sie selbst mit? □ Ja     □ Nein
Sprechen sie mit ihm über Spiele?
□ Ja     □ Nein

4. Wie verteilt sich die Mediennutzungszeit im Einzelnen?

  Medium Dauer pro Tag
Süchtiger/Betroffener Computerspiele _____ Stunden
  Internet inkl. Smartphone_____ Stunden
  Fernsehen _____ Stunden
     
Eltern/Partner Computerspiele _____ Stunden
  Internet inkl. Smartphone _____ Stunden
  Fernsehen _____ Stunden
     
(Bei Kindern) Geschwister Computerspiele _____ Stunden
  Internet inkl. Smartphone _____ Stunden
  Fernsehen _____ Stunden

5. Zeitlicher Verlauf: Sind die Mediennutzungszeiten in den letzten Monaten immer länger geworden?

beim Betroffenen? □ Ja     □ Nein
bei Partner oder Eltern? □ Ja     □ Nein
(bei Kindern) bei den Geschwistern? □ Ja     □ Nein

6. Tagesstruktur: Wann wird gespielt? Nachdem Pflichten erledigt sind (Hausaufgaben, Vorlesung, Arbeit) oder vorher?

□ Ja     □ Nein

7. Folgen: Gibt es schon Konsequenzen aus der Computerspiel-Sucht?

Körperliche FolgenÜbergewicht□ Ja     □ Nein
  Untergewicht□ Ja     □ Nein
  Schlafprobleme/Müdigkeit□ Ja     □ Nein
     
Psychische FolgenKonzentrationsschwierigkeiten□ Ja      □Nein
  ADHS-Symptome□ Ja      □Nein
  Aggressivität□ Ja      □Nein
     
Leistung in Schule/Arbeit Kündigung oder Schul-/Studienabbruch□ Ja      □Nein
     
FamilienklimaHeftige und häufige Konflikte□ Ja      □Nein

8. Computer- und Medienzugang: Wo befinden sich die Geräte?

  Ort
PC
Konsole  
Mobile Konsole (z. B. Switch)  
Smartphone  

9. Freizeitverhalten: Hat der Betroffene abseits von Computer und Internet seine Offline-Aktivitäten vernachlässigt oder aufgegeben?

□ Ja      □Nein

10. Veränderung des Familienklimas: Haben Streit- und Konflikthäufigkeit in den letzten Monaten zugenommen?

□ Ja      □Nein

11. Sozialer Rückzug: Hat sich der Betroffene von Familie und/oder Freundeskreis in den letzten Monaten deutlich zurückgezogen?

□ Ja      □Nein

12. Bestehende Regeln zur Mediennutzung

Gibt es Regeln und Verbote zu Smartphone und Computerspielen?□ Ja      □Nein
Werden die Regeln und Verbote eingehalten? □ Ja      □Nein
Gibt es um die Regeln und Verbote regelmäßig heftigen Streit und Konflikte? □ Ja      □Nein

13. Computerspiele

Werden Altersgrenzen (USK, PEGI) eingehalten?□ Ja      □ Nein
Bezahlmodelle□ Free2Play (z. B. League of Legends)
□ Abo-Modelle (z. B. World of Warcraft)
□ Buy2Play (Einmalzahlung)
Welche Genres werden gespielt?□ Rollenspiel (World of Warcraft)
□ Shooter/Battle Royal (Fortnite, PubG)
□ Strategie (League of Legends, Dota 2)
  □ Single-Player
□ Multi-Player  

14. Organisationsgrad: Ist der Betroffene…

Mitglied in Clans oder Gilden?□ Ja      □Nein
Mitglied in E-Sport-Teams?□ Ja      □Nein
Nimmt an regelmäßigen Trainings und Turnieren teil?□ Ja      □Nein

Gewissheit durch Online-Tests und klinische Fragebögen

Entsteht in der Anamnese der Eindruck, dass eine Abhängigkeit von Computerspielen oder Internet vorliegen könnte, kann ein spezieller Test Gewissheit verschaffen

Für eine Diagnose, die klinischen Kriterien genügt, gibt es spezielle wissenschaftliche, standardisierte Fragebögen. Die häufigsten sind:

Fragebögen zu Computerspiel-Sucht

Fragebögen zu Internet-Sucht

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