Ursachen von Computerspiel-Sucht

Rund 2-4 % der Menschen sind computerspiel- und internetsüchtig. Das bedeutet auch, dass die restlichen 96-98 % einen kontrollierten und gesunden Umgang mit Computerspielen, Facebook und Smartphone gefunden haben. Deshalb können die Medien selbst nicht die einzige Ursache für die Sucht sein. Was sind die wichtigsten Risikofaktoren für Computerspiel-Sucht?

Das TRIAS-Modell bei Computerspiel-Sucht - Jede Sucht hat ihre Ursache in 3 Bereichen
Das allgemeine Trias-Modell von Kielholz und Ladewig erklärt die Entstehung von Süchten. Auch bei Computerspiel-Sucht sind die Ursachen in den 3 Bereichen Person, Suchtmittel und Umwelt zu finden.

Auf die Suche nach Ursachen von Süchten begab man sich schon in den 70er Jahren. Die Forscher Kielholz und Ladewig fanden heraus, dass eine Sucht immer Ursachen in drei Bereichen hat:

  1. In den Merkmalen der Person: Der eigenen Persönlichkeit.
  2. In den Merkmalen der Droge/des Suchtmittels: Den Computerspielen.
  3. In den Merkmalen der Umwelt: Gesellschaft und Familie.

Dieses Modell, in dem 3 Bereiche eine Suchterkrankung erklären, ist als TRIAS-Modell der Suchterkrankungen bekannt geworden.

Ursache 1: Merkmale der Person – die Persönlichkeit

Manche Menschen sind allgemein anfälliger für Süchte – ihre Persönlichkeit führt dazu, dass sie sich eher von Spielen begeistern lassen, dann länger spielen. So haben Introvertierte und Schüchterne weniger Freunde und Hobbys. Deshalb sind Computerspiele für sie verlockender.

Wer leichter die Kontrolle über sein Verhalten verliert, ist auch anfälliger für Süchte. Wenn man sich fragt: Warum hat es gerade mich/meinen Sohn/meinen Partner erwischt, lohnt es sich, auch in der Persönlichkeit des Süchtigen nach einer Antwort zu suchen.

Ursache 2: Merkmale des Suchtmittels – die Computerspiele

Suchtmittel sind unterschiedlich gefährlich. Von Alkohol werden mehr Menschen eher abhängig als von Kaffee. So gibt es auch bei Computerspielen Unterschiede je nach Spielgenre. Online-Rollenspiele (World of Warcraft) sind gefährlicher als Single-Player-RPGs (Skyrim), Battle Royal-Spiele (PUBG, Fortnite) gefährlicher als Single-Player-Shooter (Prey, Deus Ex).

Das zeigt, dass es auf die Eigenschaften des Suchtmittels ankommt – dessen Gestaltung ist also eine Ursache für die Sucht. Bei Videospielen gibt es zahlreiche Bücher, die zeigen, wie man Suchtpotenzial in die Spielmechaniken einbaut.

Ursache 3: Merkmale der Umwelt – Gesellschaft und Familie

Manchmal häufen sich Süchte in bestimmten Orten, Milieus oder Bildungsschichten. Dann muss man fragen: Welchen Einfluss hat die Umwelt auf die Entstehung einer Sucht? Armut steht oft im Hintergrund einer Suchtkarriere, ebenso Vernachlässigung durch die Eltern findet man öfters.

In Asien wird die enorme Quote an computerspielsüchtigen Jugendlichen oft durch den gesellschaftlichen Leistungsdruck erklärt. Das ist ein Beispiel für den Einfluss der Kultur und Lebensweise, die die Entstehung einer Sucht begünstigen.

Das TRIAS-Modell als Grundlage für eine Behandlung von Computerspiel-Sucht

Jeder Süchtige ist einzigartig und so ist auch seine Suchtkarriere ganz individuell. Im besten Fall arbeiten Psychologe und Betroffener an mehreren Stellen. Eine ganzheitliche Herangehensweise wäre z. B. wenn

  • bei Introvertierten an der Persönlichkeit gearbeitet wird, damit er Freundschaften und Beziehungen aufbauen kann,
  • am Umfeld gearbeitet wird und so die familiäre Situation oder die Umstände am Arbeitsplatz verbessert werden und
  • das süchtige Verhalten (Computerspielen) durch andere Aktivitäten wie Sport und Hobbys ersetzt werden.

Fazit

Wenn eine psychologische Behandlung erfolgreich sein soll, müssen alle 3 Bereiche des Trias-Modells berücksichtigt werden. Das ist die beste Möglichkeit, auf Dauer eine Besserung herbeizuführen.

Quelle

Kielholz P. & Ladewig D., Die Abhängigkeit von Drogen (1973)