Sind die Eltern schlechte Vorbilder?

Die Bildschirmzeit von Kindern, Jugendlichen und Eltern hat in den letzten 25 Jahren dramatisch zugenommen. Um 1990 verbrachten sie ca. 2 bis 3 Stunden täglich vor dem Fernseher. Heute sind des durch Smartphone, Konsole und PC deutlich mehr. Doch die Eltern können das manchmal sogar toppen.

Diagramm: Bildschirmzeit: Kinder, Jugendliche und Eltern im Vergleich - Kinder und Jugendliche
Eltern verbrachten in dieser Studie überraschenderweise noch mehr Zeit mit Smartphone und PC als ihre Kinder.

Um 1990 verbrachten Kinder und Jugendliche im Schnitt 2 bis 3 Stunden täglich vor dem Fernseher. Bereits damals zeigten Studien, dass mehrstündiges Fernsehen Auswirkungen auf Lebensstil und Gesundheit hat.

Übergewicht und Schwierigkeiten in der Schule

Je mehr diese Kinder und Jugendlichen Zeit vor dem Bildschirm verbrachten, desto eher litten sie später als Erwachsener unter Übergewicht. Sie schafften im Schnitt auch nur niedrige Bildungsabschlüsse und zeigten eher aggressives Verhalten.

Technische Weiterentwicklungen ließen den Konsum in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Computer wurden billiger und für normale Haushalte erschwinglich. Konsolen wie SNES, Playstation und Xbox brachten Computerspiele relativ günstig in Wohn- und Kinderzimmer.

Folgen: Haltungsschäden, Depression und Lernschwächen

Um 2005 war die tägliche Bildschirmzeit bereits auf 5-8 Stunden angestiegen. Die Entwicklung veranlasste Forscher, weiter nach langfristigen ungünstigen Auswirkungen suchen. Sie wurden fündig: Haltungsschäden, Kurzsichtigkeit und Depressionen, erhöhte Ablenkbarkeit, schlechtere Lernfähigkeit.

Aktuelle Studien zeigen, dass sich die Bildschirmzeit der Heranwachsenden noch einmal drastisch erhöht hat. Eine große Studie in den USA hat gezeigt, dass die 8-12-jährigen Kinder durchschnittlich 6 Stunden vor Konsole, Computer und Smartphone sitzen. Mit dem Alter steigt die Bildschirmzeit noch an: Die 13 bis 18-Jährigen verbringen 9 Stunden am Tag mit den digitalen Medien.

Diagramm: Bildschirmzeit: Entwicklung 1990-2015 - Kinder und Jugendliche
Die Bildschirmzeit der Kinder und Jugendlichen hat sich in 25 Jahren verdreifacht.

Eltern noch mehr am Bildschirm als ihre Kinder

Meistens wird vergessen, dass auch die Eltern durch ihre Vorbildwirkung auf ihre Kinder Einfluss haben. Deshalb wurden in dieser Studie auch die Eltern befragt. Sie verbrachten erstaunlicherweise noch mehr Zeit vor den Bildschirmen: 9 Stunden und 22 Minuten. Davon entfielen nur 1h 07 min  auf die Arbeitszeit, mit 7h 43 min aber der Großteil auf die Freizeit. Leider wurde nicht explizit erhoben, ob die Eltern auch Kriterien einer Mediensucht zeigen.

Diagramm: Bildschirmzeit: Kinder, Jugendliche und Eltern im Vergleich - Kinder und Jugendliche
Eltern verbrachten in dieser Studie überraschenderweise noch mehr Zeit mit Smartphone und PC als ihre Kinder.

Vorläufig letzter Push durch das Smartphone

Die letzte Steigerung ist auf das Smartphone zurückzuführen. Mit ihm wurde der Medienkonsum zeitlich und räumlich unabhängig. Eltern können schwerer eingreifen. Soziale Medien fördern ständige Erreichbarkeit. Und mobile Spiele ermöglichen es, auch kleine Pausen und freie Zeiten mit Bildschirmzeit zu füllen – egal wo und wann.

Fazit

Es ist schwer, zu sagen, ob schon die Obergrenze erreicht ist. In den 90ern war die Beschränktheit des Mediums der limitierende Faktor: Fernsehen wird vergleichsweise schnell langweilig. Die Inhalte waren begrenzt und durch das Fernsehgerät auch örtlich gebunden.

Computer und Konsolen haben das Angebot erweitert: Spiele, Diskussions-Forum, Nachrichten und Video on demand (YouTube) können viel länger unterhalten. Plausibel ist, dass sich im Gleichschritt auch die Zahl der Computer- und Internetsüchtigen erhöht.