Buch: Ade Avatar | Florian Buschmann

Buch: Erfahrungen eines Computerspielsüchtigen

Nur wenige Bücher beschreiben Computerspiel-Sucht aus der Perspektive der Betroffenen. Florian Buschmann ist einer der Wenigen, die sich mit dem unangenehmen Thema an die Öffentlichkeit wagen und offen von seiner mittlerweile überwundenen Abhängigkeit berichten.

Sein Buch ist dabei in erster Linie als Mutmacher zu sehen. Das ist auch dringend nötig, denn Betroffenen fällt es im Sog der Abhängigkeit und unter dem enormen Leidensdruck der Begleiterkrankungen wie Depression, Angststörungen, Einsamkeit und Persönlichkeitsstörungen schwer, sich ein Leben nach der Sucht vorzustellen.

Interessant ist für sie deshalb besonders jener Teil, der sich mit den psychologischen Methoden beschäftigt, die Buschmann am meisten geholfen haben. Er beschreibt unter anderem:

  • die Vier-Felder-Tafel, wie sie etwa von Illy & Florack in ihrem Manual zur Gruppentherapie beschrieben wird (4-M-Modell),
  • eine Verhaltensanalyse aus der kognitiven Verhaltenstherapie und
  • Notfallkärtchen, mithilfe derer er sich auf kritische Momente vorbereitet hat.

An mehreren Stellen berichtet er von einschneidenden Wendepunkten, die ihn Stück für Stück in die richtige Richtung gelenkt haben. Etwa ein YouTube-Video über Persönlichkeitsentwicklung oder die simple Frage: Welcher Mensch will ich in einem, fünf oder 10 Jahren sein?

Er bestätigt, wie wichtig es ist, positive Visionen für das eigene Leben zu entwickeln und dass Unterstützung viel eher angenommen wird, wenn Verstärkung und Lob als positive Rückmeldungen eingesetzt werden.

Dass der Weg von einer Videospiel-Sucht zurück in das echte Leben schwierig ist, kann Ade Avatar ebenfalls gut vermitteln. Auch Buschmann tat sich schwer, die freigewordene Zeit nicht mit einer neuen, allgemeineren Internet-Sucht zu füllen – exzessives YouTube-Schauen von Let’s Play Videos etwa gilt als ungünstige Suchtverschiebung.

Wie viele Computerspiel-Süchtige fand Buschmann neben der psychologischen Hilfe auch durch seinen früheren Freundeskreis und die Wiederaufnahme von alten (sportlichen) Hobbys wieder in einen geregelten Alltag zurück. Deshalb ist das Buch Mutmacher für gleich zwei Seiten: den Betroffenen selbst, aber auch sein Umfeld, Eltern und Freunde.

Fazit ★★★★

Mit Ade Avatar zeigt Florian Buschmann aus der Perspektive des Süchtigen, wie eine Computerspiel-Sucht wieder unter Kontrolle gebracht werden kann. Es ist ihm sehr zu wünschen, dass dies auch dauerhaft so bleibt.

Das Buch vermag Betroffenen eine Perspektive und Hoffnung zu geben in einer schweren Zeit. Ich empfehle darüber hinaus, zusätzlich noch einen der etablierten Ratgeber zu lesen, die von psychologischem Fachpersonal geschrieben wurden.

In Ade Avatar fehlen Kapitel zu häufigen Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen, die jedenfalls diagnostisch abgeklärt werden sollten. Für Eltern empfehle ich gerne Onlinesucht: Ein Ratgeber für Eltern, Betroffene und ihr Umfeld” von Isabel Willemse.

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Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise vom Autor zur Verfügung gestellt.