Persönlichkeitsstörungen | Begleiterkrankungen bei Computerspiel-Sucht

Mehr als 50 % der Computerspiel-Süchtigen sind gleichzeitig von einer Persönlichkeitsstörung betroffen. Narzissmus, ängstlich-vermeidende, paranoide, Borderline- und Zwangsstörungen haben gravierende Auswirkungen auf den Alltag.

Stimmung Instabil Impulsiv Emotional

Wenn bestimmte Merkmale des Verhaltens oder Fühlens eines Menschen extrem ausgeprägt, unflexibel und wenig angepasst sind, sprechen Psychologen von einer Persönlichkeitsstörung. So eine psychische Störung bring große Probleme im sozialen, beruflichen und privaten Alltag mit sich.

Die häufigsten Persönlichkeitsstörungen bei Computerspiel-Süchtigen

Computerspiel-Süchtige sind viel häufiger als normal von einer Persönlichkeitsstörung betroffen. Das kommt daher, dass sie durch ihre Störung Schwierigkeiten im Alltag haben. Sie flüchten in die virtuelle Welt, wo sie besser zurechtkommen. Damit beginnt ein Teufelskreis: Das Spielen lässt die Probleme in der echten Welt ungelöst und noch größer werden, also spielen sie umso mehr.

1. Borderline-Persönlichkeitsstörung (24 %)

Seine Stimmung wechselt blitzschnell – von gut zu intensiver Wut. Seinen Mitmenschen geht es gleich – einmal sind sie die Besten, dann der größte Feind. Trotz der vielen Stimmungsumschwünge hat er ein dauerndes Gefühl von Langeweile. Selbstverletzungen, z. B. durch Schneiden, oder Suizidversuche belasten seine Familie und seine Umgebung enorm.

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2. Zwanghafte Persönlichkeitsstörung (13 %)

Er beschäftigt sich extrem viel mit Ordnung, Plänen und Vorschriften. Privat und in der Arbeit verliert er sich in unwichtigen Details. Sein eigener Perfektionismus ist ihm im Weg. Es gelingt ihm selten, sich zu entspannen. Genuss und Hobbys findet er kaum. Im Umgang wirkt er kühl und distanziert.

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3. Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung (12 %)

Er reagiert extrem sensibel auf Kritik, Ablehnung und Zurückweisung. Durch seine Schüchternheit bleibt sein Freundeskreis klein, er tut sich schwer, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.

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4. Paranoide Persönlichkeitsstörung (9 %)

Der Betroffene ist misstrauisch und argwöhnisch gegenüber anderen. Hinter jedem Wort, jeder Geste und jedem Verhalten vermutet er einen Angriff auf seine Person.

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5. Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Er erlebt sich als einzigartig, großartig und allen anderen überlegen. Selbstkritik ist ihm fremd, dafür ist er voller Selbstlob. Um allen zu zeigen, wie toll er ist, stellt er sich gern auf Bühnen. Mitgefühl oder Empathie – also die Belange der anderen – sind ihm egal.

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6. Antisoziale Persönlichkeitsstörung

Ihm fehlt jedes Gefühl für Moral und Ethik. Gesellschaftliche Normen interessieren ihn nicht. Deshalb kommt er vor allem in jungen Jahren häufig in Konflikt mit dem Gesetz und der Polizei. Er spielt nach seinen eigenen Regeln. Seine Mitmenschen manipuliert er hemmungslos. Lüge und Falschheit sind seine Werkzeuge dazu.

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7. Schizotype Persönlichkeitsstörung

Er lebt zurückgezogen, ist introvertiert und eigen. Sein Verhalten und sein Sprachstil wirken merkwürdig. Oft hat der Schizotype abergläubische Überzeugungen bis hin zum Durchführen von magischen Ritualen.

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8. Hysterische/histrionische Persönlichkeitsstörung

Er liebt es, im Mittelpunkt zu stehen. Sein Auftritt im Alltag ist voller Drama, um ja nicht übersehen zu werden. Deshalb beschäftigt er sich auch viel mit seinem Aussehen und seiner Attraktivität. Wenn er mal keine Aufmerksamkeit bekommt, fällt er mit Wutausbrüchen auf.

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9. Abhängige Persönlichkeitsstörung

Er kann nur schwer allein sein. Im Alltag kommt er alleine kaum zurecht, ist ganz auf die Hilfe und Sorge der anderen angewiesen, abhängig von Eltern, Geschwistern oder seiner Partnerin. Damit er nicht verlassen wird, stellt er eigene Bedürfnisse hinten an. Entscheidungen für sein eigenes Leben trifft er nie selbst, das sollen die anderen für ihn machen.

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10. Schizoide Persönlichkeitsstörung

Er lebt zurückgezogen und möchte nichts mit anderen zu tun haben. Freundschaften oder Beziehungen interessieren ihn nicht. Er ist auch nicht fähig, dieses aufzubauen oder zu pflegen.

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Fazit

Wenn der Computerspiel-Süchtige an einer Persönlichkeitsstörung leidet, muss diese unbedingt in der Behandlung berücksichtigt werden. Ansonsten ist die Gefahr eines Rückfalls sehr groß.

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